Mitten in der zweiten Ölkrise – gründeten Verbände der Wald- und Holzwirtschaft sowie der Energietechnik zusammen mit kantonalen Forstdiensten und Bundesämtern die Schweizerische Vereinigung für Holzenergie VHe (heute Holzenergie Schweiz). Damit war der Grundstein für die Renaissance der Energie aus dem Wald gelegt.
Immer klarer wurde sichtbar, dass die ölabhängige Energieversorgung ein Risiko für die Entwicklung der Volkswirtschaft darstellte und durch Nutzung einheimischer, erneuerbarer Energien zu diversifizieren war. Man erkannte die grossen Chancen der Holzenergie als tragende Säule einer weniger vom Ausland abhängigen Energieversorgung. Der Anteil der Holzenergie an der Gesamtenergienutzung lag damals – nach einem jahrzehntelangen Krebsgang – bei gerade noch 1,6 Prozent.
In den nachfolgenden Jahren versank der politische Wille zur gezielten und robusten Förderung der einheimischen Energiequellen immer wieder im Strudel des Tagesgeschäfts. Auch die Promotoren der Holzenergie verhielten sich recht leise. Sie standen unter dem Druck der konkurrenzierenden Holzsortimente der damals noch starken Papier-, Spanplatten- und Zelluloseindustrie und orteten das Potential der Holzenergie lediglich im Promillebereich des Energiemarktes. Am 26. April 1986 explodierte das Atomkraftwerk in Tschernobyl. Der GAU sensibilisierte die Öffentlichkeit und die Politik für eine vermehrte Nutzung der einheimischen Energien. In den nachfolgend entstandenen Energieszenarien wurde dank der VHe das Potential der Holzenergie endlich richtig auf fünf bis sechs Prozent des Gesamtenergiebedarfs geschätzt. Darauf basierend konnten im Rahmen des Impulsprogramms Holz wertvolle Unterlagen im Informations-, Dokumentations- und Ausbildungsbereich erarbeitet werden.
Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte der Holzenergieförderung war die Annahme des Energieartikels in der Volksabstimmung vom 23. September 1990. Der Bund setzte den Volksauftrag mit dem Programm Energie 2000 um. Die Holzenergie bekam dank ihres Potenzials und der bereits weit entwickelten Technik eine wichtige Position. Es gelang, aus dem Pionierstadium in die breitere kommerzielle Umsetzung zu treten. Aus der immer grösseren Nachfrage nach den Dienstleistungen der VHe resultierte ein markanter personeller Ausbau, ab 1992 die Inbetriebnahme einer Zweigstelle in der Westschweiz sowie die Gründung verschiedener regionaler Holzenergieorganisationen: Bis Ende 1993 war der Aufbau der noch heute aktuellen Struktur im Wesentlichen vollbracht. Im Rahmen von Energie 2000 konnten in den Neunzigerjahren über 500 grössere Holzenergieanlagen mittels Finanzhilfen gefördert werden. Das Thema Qualität wurde immer wichtiger. Das Qualitätssiegel für kleinere Holzfeuerungen sowie das Qualitätsmanagement für grössere Anlagen setzten Massstäbe. Der Anteil der Holzenergie am Wärmemarkt stieg bis Ende des letzten Jahrtausends auf 8,3 Prozent.
Am 26. Dezember 1999 warf der Orkan Lothar rund zwölf Millionen Kubikmeter Schweizer Holz zu Boden. Unter dem Schock der Katastrophe öffneten sich kurzzeitig die Schatullen des Bundes und lieferten mit dem so genannten Lothar-Förderprogramm den Tatbeweis, dass eine substantielle Förderung den Markt deutlich zu beeinflussen vermag: In kürzester Zeit wurden Tausende Holzenergieprojekte finanziell unterstützt und verwirklicht. Leider versiegte die Quelle schnell wieder, aber die VHe vermochte einen gewissen Schwung der Holzenergieförderung zu erhalten. 2001 wurde die VHe in Holzenergie Schweiz umbenannt und mit einem neuen Logo und Erscheinungsbild ausgestattet. Das Programm Energie 2000 wurde im gleichen Jahr durch EnergieSchweiz abgelöst. Es gelang Holzenergie Schweiz, die Kräfte der Branche zu bündeln und ab 21.9.04 das grosse Gemeinschaftswerk des Bundes und der Branche, die Imagekampagne „Holz, Energie die nachwächst“ zu starten und bis 2010 durchzuführen. Dank der Kampagne gelangten das enorme Potential und die Technologie der Holzenergie ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Der Anteil der Holzenergie am Gesamtenergieverbrauch stieg bis 2010 auf 4,2 Prozent.
Die erfolgreiche Arbeit von Holzenergie Schweiz setzte sich auch in den letzten zehn Jahren fort. Im Rahmen der Massnahmen gegen die Klimaerwärmung konnten zahlreiche Projekte von Beiträgen für ihr CO2-Reduktionspotential profitieren. Ein immer wichtigerer Schwerpunkt wurden zudem Machbarkeitsstudien, die so manchem grösseren Holzenergieprojekt mit Wärmenetz zum Durchbruch verhalfen. Das Qualitätsmanagement für grössere Anlagen wurde laufend optimiert, denn von einer etablierten Technologie dürfen die Anwender zuverlässiges und effizientes Funktionieren erwarten. Ein besonderer Freudenmoment war im September 2016 das Knacken der Zehn-Prozent-Marke im Schweizer Wärmemarkt. Die Holzenergie ist und bleibt damit die zweitwichtigste einheimische Energie nach der Wasserkraft. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht, denn das Potential des Energieholzes erlaubt nochmals eine deutliche Erhöhung der Nutzung. Die Vision von Holzenergie Schweiz besteht darin, bis zum 50-Jahr-Jubiläum den Anteil der Holzenergie am Schweizer Wärmemarkt auf 15 Prozent zu steigern.