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Wegweisende Beispiele des Schweizer Solarpreises

Früher verlegte man Solarpanels einfach und optisch ziemlich lieblos über die Dächer. Das sah und sieht nicht wirklich gut aus. Heute gibt es ästhetisch sehr viel ansprechendere Lösungen. Es geht zum Beispiel nicht mehr nur um die Farbe Blau. Auch in Fassaden integrierte Lösungen machen auf sich aufmerksam. So können unterschiedlichste Bauten passend bedient werden. Im Rahmen der folgenden Beispiele geht es um Ein- und Mehrfamilienhäuser und ein Fussballstadion. Aber auch auf Altbauten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Der folgende Beitrag stellt die Preisträger des letzten Solarpreises vor.

Viele potenziell interessierte Solarfreunde spielen mit dem Gedanken, sich eine Solarstromanlage anzuschaffen. Sie haben über die Energieerzeugung hinaus auch einen ästhetischen Anspruch. Die Kombination von beiden Aspekten ist heute ohne Konflikte möglich.

Der energetisch optimale Dreiklang
Solarlösungen im Alpenraum der Schweiz repräsentieren oft wegweisende Lösungen. So ist es auch in unserem ersten Fallbeispiel. Die Betreiber des Berggasthauses Gamplüt in Wildhaus SG setzen verschiedene Technologien zur Energieerzeugung ein. Auf den Dächern, den Balkonen sowie an der Westfassade erzeugen Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt 42 kWp jährlich rund 41’400 kWh, welche in das Netz eingespeist werden. Ergänzt wird die solare Energieversorgung durch eine 80 kW starke Windanlage. Diese liefert jährlich etwa 40’000 kWh/a Strom – auch abends und wenn die Sonne nicht scheint. Eine 27 Quadratmeter grosse solarthermische Anlage in Kombination mit einem 7’000-Liter-Speicher deckt einen Grossteil des Wärmebedarfs für Warmwasser und Heizung. Eine Wärmepumpe und eine Stückholzheizung (Cheminée-Ofen) decken den Restenergiebedarf an Wärme, sodass keine fossilen Energien benötigt werden.

Überschuss für andere Zwecke
Dieses Einfamilienhaus (EFH) in Tamins GR besticht durch eine perfekt integrierte, gegen Süden gerichtete PV-Anlage. Die geschuppten Dachflächen mit monokristallinen Solarzellen sind farblich homogen gestaltet und vorbildlich first-, seiten- und traufbündig integriert. Dadurch fügt sich das PlusEnergie-EFH ideal in das bestehende Ortsbild von Tamins ein. Die 17 kW starke PV-Anlage erzeugt jährlich 22’800 kWh/a und deckt den Gesamtenergiebedarf des PlusEnergie-EFH zu 144 Prozent. Das Gebäude weist einen Solarstromüberschuss von 6’920 kWh/a auf. Damit können fünf Elektroautos jährlich 12’000 Kilometer CO2-frei fahren.

Energie – nicht nur für den Fussball
Inzwischen befinden sich auf vielen Fussballstadien Solarlösungen. Es steht dort einfach viel Fläche zur Verfügung. Das folgende Beispiel agiert aber auf einer höheren qualitativen Ebene und hat so auch Vorbildfunktion.

Seit Frühjahr 2017 ist die integrierte PV-Anlage der Fussballarena im Schaffhauser Herblingertal in Betrieb. Die in den LIPO Park Schaffhausen integrierte 1.4 MW starke Fotovoltaikanlage ist in der Schweiz und europaweit die grösste PlusEnergieBau-Anlage eines Fussballstadions. Sie erzeugt jährlich 1’290’000 kWh und deckt so 150 Prozent des Gesamtenergiebedarfs von 860’500 kWh/a des Stadions inklusive Einkaufs- und Gewerbezentrum mit einer Energiebezugsfläche von 13’157 Quadratmetern. Die multifunktionale PV-Anlage besticht im Innern durch eine elegante transluzide PV-Fläche. So sorgt sie für Tageslicht und Schutz der Fussballfreunde vor der Witterung. Mit dem Solarstromüberschuss von 429’500 kWh/a können über 300 Elektrofahrzeuge je 12’000 km CO2-frei fahren.

Das hat auch die Verantwortlichen in Europa überzeugt. Am 18. November 2017 wurden in Wien die Europäischen Solarpreise für herausragende europäische Leistungen und vorbildliches Engagement im Bereich erneuerbare Energien vergeben. Trotz über 70 starken Konkurrenzprojekten aus verschiedenen EU-Ländern zählte auch letztes Jahr wieder ein Schweizer Vorzeigeobjekt zu den Gewinnern: Das innovative PlusEnergie-Fussballstadion Schaffhausen wurde mit dem Europäischen Solarpreis 2017 ausgezeichnet.

Hoch hinaus
Der 21-stöckige Grosspeter Tower in Basel BS verfügt über eine 440 kW starke PV-Anlage, die alle Fassadenseiten solar nutzt. Die gut integrierten Fassadenanlagen und die 100 kW starke Flachdachanlage weisen zusammen eine Leistung von 540 kW auf. Sie erzeugen jährlich insgesamt rund 252’000 kWh. Bei einem Gesamtenergiebedarf von 903’500 kWh/a resultiert eine Eigenenergieversorgung von 28 Prozent. Der Wärmebedarf des Gebäudes wird über solarbetriebene Erdwärmesonden gedeckt. Der Sockel des Gebäudes wird als Hotel, der Turm für Büroräumlichkeiten genutzt.

Produzieren und vermeiden von Energie

Das Mehrfamilienhaus Ebneter in Appenzell AI wurde im Frühjahr 2017 fertiggestellt. Das Minergie-P-Vierfamilienhaus konsumiert 24’300 kWh/a. Für Heizung und Warmwasser sorgt eine solarbetriebene Wärmepumpe. Das Gebäude ist rundum mit dach- und fassadenintegrierten PV-Paneelen ausgestattet. Die 294 Quadratmeter grosse PV-Anlage erzeugt mit 30’200 kWh/a gut 124 Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Mit dem Beschluss der Bauherrschaft, auf eine Minergie-P-Dämmung zu setzen, traf sie einen wichtigen nachhaltigen Bauentscheid: Sie reduziert von Anfang an die im Schweizer Gebäudepark üblichen 80 Prozent Energieverlust. Mit dem Solarstromüberschuss von 5’920 kWh/a können zusätzlich vier Elektroautos jährlich 12’000 km CO2-frei fahren.

Solar Agentur Schweiz (SAS)

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