Seit 121 Jahren bringen die Verantwortlichen der Lottner AG in der Region Basel das Thema Recycling professionell auf die regionale Wirtschaftsbühne. Es geht um die optimale Wertstoffdiversifikation und die Dienstleistungen, die dazu gehören. Der Begriff Nachhaltigkeit füllt sich wieder mit Leben.
Wer den Begriff Recycling genauer definieren will, stösst auf folgende Sätze: «Recycling ist Rückführung von verwertbarem Abfall in den Wirtschaftskreislauf.» So einfach und so weit richtig. Nur beginnen nach dieser dürren Definition die Herausforderungen der Praxis. Es geht ja heute darum, Abfallmengen zu reduzieren und gleichzeitig Ressourcen zu schonen. Abfälle sind meist Sekundärrohstoffe wie Papier, Kunststoffe oder Metalle, die in der (Wieder-)Aufbereitung oft viel weniger aufwändig sind als die Gewinnung neuer Primärrohstoffe. Diese Wertschöpfungsketten brauchen professionelle Kenntnisse. Die Schweiz ist ein rohstoffarmes Land, und Recycling spielt da eine wichtige Rolle. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass der Preis für Rohstoffe in Zukunft wieder steigen wird. Die Bedeutung des Themas nimmt eher zu. Expertise für individuelle Lösungen ist gefragt.
Aus der Geschichte lernen
Zunächst lohnt sich ein kleiner Blick in die Geschichte, auch um die heutige Situation besser einordnen zu können. Das Konzept der wirtschaftlichen Nutzung und Wiederverwertung von Abfallprodukten ist nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden: Primärrohstoffe und auch Produktionskosten waren in der Geschichte, vom 20 Jahrhundert einmal abgesehen, so teuer, dass Recycling eine Selbstverständlichkeit war. Schon unsere prähistorischen Vorfahren recycelten ihre Feuersteine. Die Bausubstanz alter Gebäude wurde beispielsweise schon in der Antike für neue Bauten verwendet. Heute entwickelt sich wiederverwertbarer Beton zum Stichwort «Graue Energie». Er trägt dazu bei, die schlechte Energiebilanz von Beton zu verbessern. Hightech lernt aus der Geschichte.
Die Wegwerfgesellschaft
Die industrielle Revolution führte zu Urbanisierung und Industrialisierung. Die Abfallberge begannen zu wachsen. Zur Mülltrennung kamen Deponien und Verbrennungsanlagen hinzu – mit all ihren Problemen. Das 20. Jahrhundert verschärfte diese Tendenz. Abfall war eigentlich in unseren Lebenswelten kein Thema mehr. Sinkende Rohstoff- und Erdölpreise führten zu enormen Produktionssteigerungen und einer massiven Ausweitung der Verfügbarkeit von Konsumgütern. In der Folge verwandelte sich die Industriegesellschaft in eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Um den Müll kümmerten sich wenige Experten.
Eine endliche Geschichte
Mitte der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts kam es wiederum zu einer Wende. Der Club of Rome zeigte die «Grenzen des Wachstums» (1973) auf. Zunächst analysierten nur einige Wissenschaftler die Erde als ein geschlossenes System, das durch den Verbrauch seiner endlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Steigerung der Abfallmenge zunehmend aus den Fugen geriet. Langsam sickert diese Erkenntnis in unsere Köpfe. Nachhaltigkeit entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Trendbegriff. Heute trennen wir den Müll wieder, und Recycling spielt in Wirtschaftskreisläufen eine zentrale Rolle.
Auf der Höhe der Zeit
Blicken wir auf die Praxis nach Basel. Seit 121 ist Lottner regionaler Spezialist als Systemdienstleister für nachhaltiges Recycling. In den Gründungsjahren ging es, wie im Zeitalter der Industrialisierung üblich, in erster Linie um Metall und den dazu gehörenden Schrottplatz. Heute blickt man auf das geschäftige Treiben in einem modernen Recycling-Park. Holz, Kunststoff, Textilien, Bauschutt, Grünschnitt, Glas, Metall, Styropor, Alteisen, Papier und Karton sowie Speise- und Rüstabfälle – wertvolle Rohstoffe, die in verschiedenster Weise wiederverwendet werden. Diese Kernkompetenz betont auch Geschäftsführer Philippe Moser: «Es ist unsere grosse Stärke, dass wir nahezu alle Arten von Wertstoffen annehmen und weitergeben.»
Das Areal der Lottner AG, dem Philippe Moser vorsteht, ist an der Schlachthofstrasse im Dreiländereck in der Nähe zu St. Louis Hochbetrieb beheimatet. Unterschiedlichste kleine und grosse Fahrzeuge rollen in den Hof. Die unterschiedlichen Ziele sind optisch klar markiert. Man sieht private Autos, Kleintransporter von KMU und grosse Lastwagen von Partnerunternehmen. Sie alle fahren Tonnen von Material an. Der Grossteil dessen, was im Recycling-Park abgegeben wird, führt die Lottner AG über Vertriebsstellen in den passenden Kreislauf der Wertschöpfungsketten zurück.
Die Lottner AG hat 51 Mitarbeitende und trägt damit zur lokalen Wertschöpfung bei. Dazu gehören die Experten, die direkt im Recycling-Park arbeiten, Logistikfachkräfte, Büroangestellte und Lkw-Fahrer. Philippe Moser bringt sein Kernziel für Geschäftskunden wie folgt auf den Punkt. «Dem Gewerbe ermöglichen wir eine speditivere Abwicklung seiner Entsorgungen – Zeit ist Geld.»