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Alles Vuka oder was?

War Ihnen auch schon schwindlig? Ein unangenehmes Gefühl, oder? Irgendwie fühlt man sich schwach und unfähig, präzise zu reagieren. Am liebsten will man sich einfach hinlegen, bis der Spuk vorbei ist. Während sich Schwindel, der wegen Unterzuckerung oder Kreislaufproblemen auftritt, meistens schnell wieder abmeldet, erweist sich chronischer Schwindel als echtes Problem, das einen regelrecht lahmlegen kann. Die Ursache ist oft eine Störung im Gleichgewichtsorgan. Dabei haben sich einige der winzigen Kristalle von den Sinneshärchen in der Gel-Membran gelöst und wurden in die Bogengänge geschwemmt. Hier verursachen die gelösten Ohrsteinchen Fehlmeldungen ans Gehirn, die mit der tatsächlichen Körperposition nichts zu tun haben.

Ok, das war Ihnen wahrscheinlich schon bekannt und das soll hier auch keine medizinische Abhandlung über Schwindel werden. Aber finden Sie nicht auch, dass die Gesellschaft, in der wir leben, mehr und mehr an chronischem Schwindel leidet? In Fachkreisen spricht man von VUKA, um dieses Phänomen zu beschreiben. «Wir leben in einer VUKA-Welt», heisst es. VUKA ist ein Akronym für die Begriffe Volatilität (Unbeständigkeit), Unsicherheit,
Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit). Konkret bedeutet das, dass unsere moderne Welt durch Globalisierung und Digitalisierung um ein Vielfaches komplexer und schnelllebiger geworden ist. Trends, Produkt- und Modellzyklen sind kaum noch einzuholen und eine grosse Veränderung folgt auf die nächste. Davon sind nicht nur soziale und gesellschaftliche Strukturen betroffen. Die häufig tiefgehenden Umwälzungen schlagen immer deutlicher auch auf die Art und Weise durch, wie Arbeit und Wirtschaft funktionieren. Diese veränderten, äusserst schwierigen Rahmenbedingungen der Unternehmensführung werden seit einigen Jahren unter dem Begriff VUKA zusammengefasst.

Wenn man sich das so anhört, kann einem schon schwindlig werden. Gewissermassen haben die Ohrkristalle im Gleichgewichtsorgan der Gesellschaft ihren angestammten Platz verlassen und schwirren irgendwo umher, wo sie gefühlt nicht hingehören. Wo werden sie sich festsetzen und welche Informationen senden sie ans Gehirn der uns bekannten Systeme und Weltordnungen? Sind diese Informationen überhaupt verlässlich? Wie sind sie zu deuten? Am liebsten würden sich viele einfach hinlegen und warten, bis der Spuk vorbei ist. Fehlanzeige! Das wird nicht funktionieren. Wir müssen uns der Herausforderung
stellen. Nur wie?

Es ist beinahe ironisch, dass die meistgenannte Antwort auf VUKA auch VUKA lautet. Wie bitte? Ja genau, und zwar «V» für Vision, «U» für Verständnis (aus dem englischen Understanding), «K» für Klarheit und «A» für Agilität. Was heisst das nun für Führungskräfte in Unternehmen? Es ist wichtiger denn je, sich intensiv Gedanken über die Vision der Unternehmung zu machen und diese für alle verständlich zu formulieren – klar
zu machen, was im Detail darunter zu verstehen ist und welche Rolle der Einzelne dabei spielt. Weglassen, was nicht zum Ziel führt. Dazu ein Führungssystem, welches die Mitarbeitenden dazu befähigt, ihren Platz und Sinnhaftigkeit im Unternehmen zu finden, aber auch die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Und zu guter Letzt eine Organisationsform, die Dynamik, Flexibilität und Rentabilität gewährleistet. Denn am Ende sind finanzielle Reserven entscheidend, um kurzfristig auf Veränderungen reagieren zu können.

Ganz schön komplex und anspruchsvoll – VUKA eben. Packen wir’s an und vergessen wir dabei nicht, uns hin und wieder hinzulegen, damit die Ohrsteinchen eine Chance haben, sich wieder zu ordnen.

Andreas Breschan ist CEO der Hörmann Schweiz AG.

www.hoermann.ch

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