Site icon bauRUNDSCHAU

Arbeitgebermangel

Autor: Andreas Breschan

Auch schon was vom Arbeitgebermangel gehört? Nein? Der Begriff mag befremdend anmuten. Schliesslich gibt es mehr als genug Unternehmen, die berichten, mehr Jobs anzubieten, als sie mit Fachkräften besetzen können. Also ist doch der Mangel an Fachkräften das Problem und nicht der Mangel an Arbeitgebern, oder?

Halt, nicht so schnell. Denn in Tat und Wahrheit ruft das eine das andere hervor. Wie das? Qualifizierte Arbeitskräfte, von denen es in unserer Wirtschaft immer mehr braucht, doch immer weniger gibt, wissen um ihren Wert. Sie können sich den Arbeitgeber aussuchen. Ihre Kompetenz stellen sie nicht einfach irgendeiner Unternehmung zu irgendwelchen Konditionen zur Verfügung. Gerade jüngere Fachkräfte haben eine klare Vorstellung davon, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht. Und diese Vorstellung bricht mit dem althergebrachten Narrativ. Es genügt nicht mehr, ein korrektes Gehalt zu zahlen und wirtschaftliche Sicherheit zu bieten. Das wird vorausgesetzt. Themen wie Werte, Kultur, Flexibilität und Sinnhaftigkeit sind nur einige der Faktoren, die heute hohe Priorität geniessen. Unternehmen, welche diese Anforderungen erfüllen, sind Mangelware. Und so kommt es in einem Umfeld von Fachkräftemangel zur paradoxen Situation des Arbeitgebermangels.

So weit, so gut. Was heisst das nun für uns Unternehmer? Aufhören, immerzu über den Fachkräftemangel zu jammern, ist der erste Schritt. Das Paradoxon des Arbeitgebermangels ist nämlich eine einmalige Chance, sich auf dem Arbeitgebermarkt erfolgreich zu positionieren. Wer es versteht, diese Chance zu ergreifen, hat im Rennen um Fachkräfte die Nase vorn. Aber Vorsicht: Es ist nicht damit getan, überdurchschnittliche Gehälter anzubieten und die so gewonnenen Fachkräfte einfach irgendwo und irgendwann nach ihrem Gusto arbeiten zu lassen. Das ist zu kurz gegriffen und gefährlich. Weder wird es die Unternehmung auf Erfolgskurs halten, noch wird es den Fachkräften auf Dauer die Zufriedenheit bringen, welche sie sich erhoffen.

 Wie macht man’s dann, wenn nicht so? Ich werde mich hüten, eine allgemein gültige Zauberformel zu zitieren. Zu sehr variieren die Erfolgsfaktoren für Arbeitgeber von Branche zu Branche. Allerdings bin ich mir bei ein paar wenigen Dingen ziemlich sicher. Zum Beispiel, dass kein Weg daran vorbeiführt, sich intensiv mit sich selbst und der Zielgruppe zu beschäftigen. Wer sind wir? Was macht uns aus? Wofür brennen wir? Wofür stehen wir ein? Was verstehen wir unter einem begeisternden Miteinander? Wo wollen wir hin? Und auf der anderen Seite sind genau dieselben Fragen zu stellen. Denn es geht darum, in eben solchen Fragen einen Match für Arbeitgeber und Fachkraft zu finden. 

Das Zweite ist Employer Branding. Das heisst, sich selbst als Arbeitgebermarke zu profilieren und bei der Zielgruppe authentisch zu präsentieren. Die Wirkung muss echt und emphatisch sein, Fake wird sofort durchschaut. Die Kommunikation, die Touchpoints, das Bewerbungsverfahren, all das muss stimmig und auf die Art Mensch ausgerichtet sein, die man gewinnen und in der Unternehmung langfristig entwickeln will. Eine solche Kultur und die Positionierung der eigenen Unternehmung lassen sich freilich nicht aus der Hosentasche zaubern. Es ist unter Umständen ein langer Weg ans Ziel, der Ressourcen kostet. Die Mühe ist es allemal wert, denn nur so lässt sich der Spiess im Kampf um Fachkräfte umkehren.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Erfolg dabei, vom Suchenden zum Gesuchten zu werden. 

Andreas Breschan ist CEO der Hörmann Schweiz AG
www.hörmann.ch

Die mobile Version verlassen