Türen und Tore sind analoge Produkte und haben auf den ersten Blick kaum emotionale Ausstrahlung. An der Swissbau führten wir ein Interview mit Andreas Breschan, dem Geschäftsführer der Hörmann Schweiz AG. In diesem Rahmen konnten wir die Brücken in die digitale Welt aufzeigen. Zudem öffneten wir die nüchternen Türen und blickten auf emotionale Momente.
Die Baubranche – das zeigen verschiedene Studien – hat, was die Strategie zum Thema Digitalisierung angeht, noch Luft nach oben. Stimmen Sie diesem Befund zu?
Ja, definitiv hat die Baubranche noch Luft nach oben, was die Digitalisierung angeht.
Ich glaube, in der Schweiz sogar noch ein bisschen mehr als in anderen europäischen
Ländern oder in den USA. Wir sind da – wie immer – etwas bedachter unterwegs. Auf jeden Fall stehen wir noch am Anfang der Entwicklung. Die Geschichte zeigt aber, dass wir erfolgreich beim Aufholen sein können. Insofern erleben Sie mich positiv gestimmt.
Wie hat sich Ihr Haus dem Thema Digitalisierung in den letzten Jahren angenähert? Da gab es sicher einige Etappen, oder?
Eigentlich ist das eine fliessende Entwicklung. Angefangen hat das in den 80er-Jahren mit dem ersten Commodore-Computer. Digitalisierung ist ja kein neues Stichwort. Wir haben heute nur Technologien zur Verfügung, die sehr viel schneller Informationen verarbeiten können. Meilensteine waren sicher die Einführung von Windows und später dann die Einführung integrierter ERPSysteme. Heute nutzen wir voll integrierte Lösungen des Bestell- und Auftragswesens. Auch die Webseiten arbeiten immer funktionaler und multimedialer. So präsentieren wir bereits virtuelle Showrooms auf unserer Webseite. Zudem werden unsere Produkte immer mehr in Smart-Home-Lösungen eingebunden. Wir bieten selbst auch schon Smart-Home-Lösungen an.
Können Sie mir ein Beispiel verraten?
Wir haben dieses Jahr auf dem Stand unseres Hauses an der Swissbau zum ersten Mal Komponenten der virtuellen Realität an Bord. Wir begleiten unsere Kunden auf den Bau, wo unsere Produkte «live» zu beobachten sind und auch klar wird, wie man sie nutzen kann.
Sie lassen sich in den Alltag unsere Wohnungen einbinden?
Sie bringen es auf den Punkt.
Wie Sie wissen, ist aktuell eine Dynamik im Markt. Noch vor zwei Jahren war die virtuelle Nachbildung des Bundeshauses in Bern hier an der Swissbau eher ein Objekt zum Staunen. Heute sehen wir hier praktische Lösungen. Fasst das Stichwort Vernetzung den Trend passend zusammen?
Ja, das trifft auch ganz besonders auf unsere Produkte zu. Denn unsere Lösungen sind eigentlich analog ausgerichtet. Es sind in erster Linie mechanische Produkte. Diese können nur digitalisiert werden, wenn sie mit digitalen Komponenten, sprich, Gebäudeleit- und Gebäudelenksystemen kombinierbar sind.
Ihr Haus ist mit dem Thema Tore und Türen gross geworden. Die elektronische Steuerung oder die Fernbedienungen waren und sind in grossen Teilen heute noch Insellösungen.
Ja, heute ist der Standard immer noch, dass man irgendwo einen Handsender bedient, der am Schlüsselanhänger hängt oder vielleicht in den Zigarettenanzünder im Auto integriert ist. In Zukunft ist das digitale Netzwerk integriert. Die aktuellen neuen Anwendungen sind Apps, bei denen ich vom Handy aus meine Produkte überwachen und steuern kann, egal, wo ich mich auf dem Globus befinde.
Türen und Tore – das klingt nicht gerade sexy. Wenn ich mich hier umschaue,
steckt viel Emotion im Messeauftritt. Steckt dahinter eine Strategie?
Das Produkt selbst entfaltet auf den ersten Blick keine Emotionen. Türen und Tore sind
funktionelle Produkte, die man braucht, um das Haus abzusichern. Emotionen entstehen
nur bei uns Menschen selbst. Das Kundengespräch ist hier ein ganz wichtiges Momentum. Auch die Dienstleistung um das nüchterne Produkt herum sorgt für Begeisterung. Aber auch der visuelle Auftritt spielt eine Rolle. Vergessen wir nicht: Hinter einer Tür spielt sich das Leben ab. Hinter einer Tür fühle ich mich sicher oder nicht. Hinter einer Tür ist mein privater Raum, wo ich als Mensch lebe. Und das lässt sich natürlich auch schon in der Vorfeldkommunikation thematisieren. Unsere Philosophie lebt: Das Produkt Tür und Tor, das den Raum öffnet zu der Atmosphäre, wo ich mich als Mensch wohlfühle und mich entfalten kann.
Energie und Klima sind weitere wichtige Stichworte. Auf der einen Seite frisst die Digitalisierung viel Energie – denken wir nur an das Mining von Kryptowährungen –, auf der anderen Seite lassen sich Prozesse effektiver nutzen. Wie ist Ihr Haus hier aufgestellt?
Die Energie, die ein Torantrieb aufnimmt, wird durch die Digitalisierung per se nicht reduziert. Aber Energie kann intelligenter und effizienter eingesetzt werden. Das heisst, ich kann durch die Digitalisierung, sprich, durch das digitale und intelligente Ansteuerung der Komponenten dafür sorgen, dass sie entweder weniger Zyklen fahren, oder aber auch schneller schliessen, wenn es darum geht, unterschiedliche Temperaturen besser zu managen. Insofern trägt die Digitalisierung auch in unserer Branche zum Energiegewinn oder zur Energieeffizienz bei.
Jetzt gibt es nicht nur an der Swissbau einige Konkurrenz zu beobachten. Was unterscheidet Sie in der Branche von Hörmann Schweiz zu Ihren anderen Mitbewerbern?
Hörmann bietet Gesamtlösung aus einer Hand an, die auch die aktuellen Marktbedürfnisse
abdecken. Von der Zimmertür, die Sie da hinten sehen, bis zur industriellen Verladestation liefern wir alles und können alles. So können wir Türzutrittslösungen an der Gebäudehülle darstellen. Das betrifft Brandschutz, Automatik, Garagentore, Industrietore, Hoftore – das ganze Sortiment. Das alles aus eigenem Haus, aus eigener Fabrikation aus einer Hand anzubieten – das ist das, was uns am stärksten im Wettbewerb unterscheidet.
Sehen wir uns in zwei Jahren, an der nächsten Swissbau wieder?
Ja, wir sehen uns wieder hier mit einem begeisternden Stand, mit motivierten Leuten,
mit Neuheiten, die dann hoffentlich auch unsere Kunden begeistern.