Eine neue Studie des Schweizerischen Baumeisterverbandes SBV versucht die Bedeutung der verschiedenen Baumaterialien in der Schweiz aufzuzeigen. Wie der SBV dabei feststellt, ist das gegenseitige Ausspielen einzelner Baustoffe nicht zielführend. Umso mehr erstaunt, dass die Studie es unternimmt, die Erfolgsgeschichte des Holzbaus der letzten Jahre kleinzureden, die klimaschädlichen Emissionen der Zementindustrie zu verschweigen und gleichzeitig den Rückgang der Massivbauweise zu beschönigen.
Eine äusserst einseitige Sichtweise auf die Entwicklung der Baumaterialien und eine Reihe von Schwachstellen lassen sich in der Studie feststellen. Beispielsweise argumentiert der SBV, dass u.a. Trends wie der Klimawandel zu einer Seitwärts- bis leicht steigenden Entwicklung der Massivbauweise führen würden – eine fragwürdige Annahme, wenn man die Fakten betrachtet. Denn der ökologische Baustoff Holz verzeichnet in den letzten zehn Jahren ein grosses Wachstum von 20%, während konventionelle massive Materialien weniger verbaut wurden. Und der Holzbauboom – entfacht u.a. durch die nachhaltige Gesinnung der Gesellschaft und Innovationen in der Branche – geht ungebremst weiter. Zahlreiche Grossprojekte bestätigen dies: Immer mehr und immer grösser wird mit Holz gebaut – Wohnsiedlungen mit mehreren hundert Einheiten, ja sogar Hochhäuser werden heute aus Holz geplant und gebaut.
In der Studie – sie stellt auf das im Bauwesen verbrauchte Volumen der Baustoffe ab – kommt Holz auf einen Materialanteil von gut 5%. Damit versucht der SBV, die Anwendung von Holz kleinzureden. Denn der in der Schweiz überwiegende Holzrahmenbau ist schlicht viel materialeffizienter als eine massive Bauweise. Ein direkter Vergleich der verbauten Volumen ist also fragwürdig – umso mehr, wenn Hoch- und Tiefbau zusammengenommen werden. Wenn hingegen die Anzahl der neu erstellten Gebäude anhand der Baubewilligungen verglichen wird, kommt der Holzbau auf annähernd 15% – ein markanter Unterschied. Bei An- und Umbauten von Mehrfamilienhäusern weisen rund ein Viertel der Projekte ein Tragwerk aus Holz auf. Bei den Einfamilienhäusern sind es sogar rund ein Drittel.
Ausgeblendet bleiben die problematischen Auswirkungen konventioneller Baumaterialien auf die Umwelt. Sie brauchen riesige Mengen an Energie für die Produktion (graue Energie), während Holz natürlich wächst respektive laufend nachwächst – allein mit Sonnenenergie. Holz bindet in jedem Kubikmeter rund eine Tonne CO2, während die Herstellung konventioneller Materialien grosse Mengen an Treibhausgasen erzeugt. Die Zementindustrie gehört sogar zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen.
Es liegt deshalb auf der Hand, dass der Baustoff Holz mit Rücksicht auf Umwelt und Klima vermehrt als Ersatz für klimaschädliche Materialien eingesetzt werden sollte. Nur so wird der Gebäudepark kompatibel mit den deklarierten Zielen der Schweizer Klimapolitik. Besonders Holz aus regionalen Wertschöpfungsketten mit entsprechend kurzen Transportwegen ist ein wichtiger Beitrag, um die Bauwirtschaft umweltverträglicher zu gestalten. Der Holzbau ist technologisch führend und hat Potenzial für die Gestaltung einer klimafreundlichen Zukunft.