Urbane Zentren tun sich üblicherweise mit dem Thema Grün in der Stadt schwer. Es gibt normalerweise einige Parks, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert haben. Sonst dominieren die Hinterlassenschaften des
zwanzigsten Jahrhunderts: die autogerechte Stadt. Es gibt aber einige Städte, die aus unterschiedlichen historischen Gründen mit dem Thema Grün viel anfangen können. Ein Beispiel dafür ist Austin, Texas (USA).
Dort hat auch das Architekturbüro Miró Rivera Architects sein Domizil.
Miró Rivera Architects arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Austin, Texas (USA). Sanfte Hügel und der Colorado River prägen hier die Topografie. Die Ausgewogenheit und das wie selbstverständlich wirkende, harmonische Zusammenspiel von Architektur und Natur zu erhalten, das ist das Credo von Miró Rivera Architects. Das Haus der Architektur (HDA) in Graz (AT) stellt in der Ausstellung «The Landscape City» ausgewählte Projekte des Büros vor, die anhand der drei Themenbereiche «Bäume», «Wasser» und «Menschen» die Arbeitsweise der Architekt / -innen zeigen.
Städte sind komplexe, von Menschen gemachte Gebilde, die viel über die Werte und Ziele der Gesellschaft, in der sie entstehen, erkennen lassen. Im Laufe der Zeit bilden sie eigene charakteristische Formen des Wachstums heraus – angepasst an die historischen Gegebenheiten und die physischen Merkmale ihrer Standorte. Obwohl viele Städte auf der ganzen Welt aktuell mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, müssen passende Lösungen daher auf die Besonderheiten jeder einzelnen Stadt eingehen. Dies reicht von ihren spezifischen Eigenschaften bis hin zu einem grundlegenden Verständnis der urbanen Entwicklung, die sie geprägt hat – ihrer urbanen DNA.
Grün und High-Tech
Austin ist eine junge Stadt. Im Jahr 1839 entwickelte sich aus einer Ansiedlung weniger hundert Einwohnerinnen und Einwohner die Hauptstadt der Republik Texas. Die neue Stadt erhielt den Namen Austin und wurde rasterförmig zwischen zwei Bächen angelegt. Auf der dazwischenliegenden Anhöhe wurde das Regierungsgebäude errichtet – aus einer Stadt inmitten der Wildnis wurde der Sitz der Landesregierung. Mit der Gründung der University of Texas im Jahr 1883 wurde die Identität von Austin durch den Bereich Bildung und Forschung erweitert. Seitdem haben sich drei weitere tragende Pfeiler herausgebildet, die das Image der Stadt prägen: der Umweltaktivismus, der die vielfältige Natur rund um die Stadt bewahrt, die kreative Szene, die Austin den Beinamen «Hauptstadt der Live-Musik» einbrachte, und die High-Tech-Industrie, die das Wachstum und den Wohlstand der Stadt ermöglicht und antreibt.
Mit der Natur gestalten
Ob in den historischen Stadtvierteln, auf dem Campus der University of Texas oder den westlichen Hügeln, Austin passt sich seinen Wasserläufen, Grüngürteln und der hügeligen Topografie an, alles überdacht durch einen phänomenalen Baldachin des gewachsenen Baumbestandes. Die Stadt hat einen Schwerpunkt auf die ausgewogene Koexistenz mit der Natur gelegt. Die Stadtentwicklung wird daher sorgfältig reguliert, um die vielen Wassereinzugsgebiete, Grundwasserspeicher, Höhlen, Lebensräume für Wildtiere und Feuchtgebiete innerhalb der Stadtgrenzen zu schützen. In einer Landschaftsstadt wie Austin zu entwerfen, bedeutet, sich mit dem vorhandenen Baumbestand, Wurzelzonen, Felsen, Überschwemmungsgebieten, invasiven Algen, Sedimentteichen, der Brutzeit von Grasmücken und vielen anderen Naturthemen vertraut zu machen. Mit und in der Natur zu gestalten, ist für Miró Rivera Architects Freude und Herausforderung zugleich.
In drei Themenbereichen – Bäume, Wasser, Menschen – stellt die Ausstellung die Projekte von Miró Rivera Architects vor, die die Wechselwirkungen zwischen Stadt, Natur, Architektur und ihren Einfluss auf Lebens- und Arbeitsräume zeigen. Das wichtigste Ziel für die Architekt / -innen ist es, sowohl private als auch öffentliche Räume zu schaffen, in denen Menschen Zeit verbringen und zusammenkommen können.
Über Miró Rivera Architects
Das Architekturbüro Miró Rivera Architects wurde im Jahr 2000 von Juan Miró, Rosa Rivera und Miguel Rivera in Austin, Texas, gegründet. Seitdem hat das Büro ein breites Spektrum an Projekten realisiert, das sowohl Büro- und Geschäftsbauten, Universitätsgebäude und Wohnbauten als auch stadtplanerische
Projekte umfasst. Zu den bekanntesten Projekten des Büros gehören die Pedestrian Bridge (Fussgängerbrücke), der Trail Restroom (Toilettenanlage im Park), Vertical House (vertikales Haus), Chinmaya Mission und der «Circuit of The Americas», auf dem der Grosse Preis der Formel 1 in den Vereinigten Staaten veranstaltet wird.
Seit seiner Gründung hat Miró Rivera Architects mehr als 100 Auszeichnungen erhalten: unter anderem den AR Emerging Architecture Award, den Texas Architecture Firm Award sowie 40 lokale, bundesstaatliche und nationale Auszeichnungen des American Institute of Architects. 2018 wurde das Büro in die ArchDaily- Liste der «World’s Best Architects» aufgenommen. Die erste Monografie des Büros mit dem Titel «Miró Rivera Architects: Building a New Arcadia» ist 2020 bei University of Texas Press erschienen.
www.hda-graz.at
www.mirorivera.com