Das Feierabend Szenario per Smart Home Steuerung wird schon bald Alltag: Automatisch öffnet sich das Garagentor, die Eingangstür entriegelt sich selbstständig, der Duft von frisch gemahlenem Kaffee liebkost den Geruchssinn und stimmungsvolles Licht erhellt das Wohnzimmer – wir fühlen uns willkommen zu Hause. An der Swissbau trafen wir Daniel Scheidegger, Managing Director der Novoferm Schweiz AG, und analysierten die Welten, die sich um und an Toren und Türen entfalten.
Bei Novoferm müssen zwei zentrale Komponenten zusammenkommen. Türen, Tore einerseits und Antriebe andererseits. Dann kommt heute das Thema Smart Home dazu. Wie sehen die zentralen Herausforderungen hier aus?
Das Zusammenspiel von Toren und Antrieben stellt heutzutage die Branche vor keine
wesentlichen Herausforderungen mehr. Auch die Thematik Smart Home lässt sich heute spielend leicht einbinden. Auf der technischen Seite sind wir gut aufgestellt. Es stehen aus diesem Grund nicht mehr die Produkte ganz oben auf der Agenda, sondern die Dienstleistungen um das Produkt herum wie Service und Beratung stehen im Fokus. Unsere Kunden verlangen zu Recht eine intelligente Lösung nicht nur auf der Produktebene, sondern auf ihre Fragen professionelle Antworten.
Und sie wollen einen kompetenten Ansprechpartner und keine Hotline. Ganz genau. Wir sind eine Vertriebsgesellschaft und in dieser Funktion der Schweizer Importeur der Gruppe. Diese hat 15 verschiedene Werke in Europa mit um die 4 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um unser vielfältiges Produktsortiment in der perfekten Kombination an die Endkundinnen und -kunden zu bringen, ist es uns wichtig, mit Wiederverkäufern ein starkes Netzwerk aufzubauen. Aus diesem Grund haben wir das Premium Partner Programm entwickelt. Wir wollen nicht unseren eigenen Handel kannibalisieren, sondern gemeinsam wachsen. Wir agieren mit unseren Wiederverkäufern und Händlern, die das Unternehmen und seine Produkte bestens kennen. Unsere Motto heisst: Gemeinsam sind wir stark! Wir koordinieren gemeinsame Marketing Massnahmen, wie zum Beispiel diesen Auftritt hier an der Swissbau in Basel mit unseren regionalen Premium Partnern HR Huber
Metallbau und Melita Montagen. Weiter benötigen wir einen optimalen Kommunikationsprozess mit entsprechenden Weiterbildungselementen, wie etwa fundierte
Schulungen. Tore, Türen und Antriebe, das klingt auf den ersten Blick sehr nüchtern und einfach. Die Komponenten sollten aber optimal zusammenspielen, und wir setzen immer wieder neue Materialien und Technologien ein. Dazu kommen heute beispielsweise die Smart-Home-Komponenten. Wenn hier die Räder problemlos ineinandergreifen, können die Wiederverkäufer Komplementärverkäufe generieren.
Wir sitzen hier an der Swissbau vor einem Garagenrolltor…
…Sorry, Herr Redaktor, ich muss Sie korrigieren, dies ist ein Sektionaltor…
Als Laie lernt man immer wieder dazu…
Das Sektionaltor ist in Sektionen aufgeteilt. Diese sind auf Rollen gelagert, laufen in Profilen und werden von einem Deckenschlepper erst nach oben und dann nach hinten gezogen. Dagegen werden die Rolltore um ihre eigene Achse aufgerollt.
Das Sektionaltor wird im Garagenbereich eingesetzt?
Ja, das ist eine Lösung für das klassische Einfamilienhaus.
Ist das ein Nischenmarkt, und was für Prozentanteile hat Ihr Tor auf dem Schweizer Markt?
Die Sektionslösung ist inzwischen ein Massenmarkt, und wir haben rund 15 Prozent Marktanteil auf dem Schweizer Markt.
Jetzt kommen wir zu den Materialien …
Bei den Sektionen arbeiten wir mit Stahl und einem PUR-Hartschaumkern.
Wo liegt heute bei diesen Garagentoren die zentrale Herausforderung?
Die Wärmedämmung, als wichtiges Funktionselement, sollte mit berücksichtigt werden.
Die Garage fungiert heute oft als zusätzlichen Eingang. Temperatur und Luftfeuchtigkeit
ändern sich laufend. Aus diesem Grund ist eine gute Dämmung und Belüftung von zentraler
Bedeutung. Wenn beispielsweise das Auto im Winter noch mit Schnee auf dem Dach in die Garage einfährt und dort über Nacht so stehen bleibt, droht Staunässe, denn es ist ja auch die Heizung in Betrieb.
Und die Luftfeuchtigkeit nimmt im Innenraum drastisch zu.
Und diese muss reguliert werden. Zudem kann man in der heutigen Smart-Home-Zeit mithilfe eines Thermostates mit eingebautem Hygrometer die Luftfeuchtigkeit ermittelt werden und das Tor bei Bedarf, idealerweise ab 55 Prozent Luftfeuchtigkeit, automatisch in die einbruchsichere Belüftungsstellung gesetzt werden. Diese garantiert eine vollständige Luftzirkulation.
So ist man dann auch bei dem Thema Abgase auf der sicheren Seite.
Ja, auch hier gibt es Komponenten von Unternehmenspartnern, mit denen wir zusammenarbeiten.
Da haben Sie dann Lösungen mit unterschiedlichen Modulen entwickelt, die das Thema Smart Home abdecken?
Für die smarte Steuerung der Garagentor-Antriebe unseres Hauses, wie den patentierten
und nur bei uns erhältlichen Seitenantrieb wie NovoPort® IV, aber auch die NovoMatic 423 und den schnellen NovoMatic 563 S, stehen eigene Lösungen zur Verfügung. Smart-Home-Systeme wie Homematic IP, Innogy, DeltaDore können wir im Paket anbieten. Gleichzeitig sind wir systemoffen, was die Schnittstellen betrifft, um auch spezielle Wünsche erfüllen zu können.
Heute kann ich die angeführten Lösungen auch über mein Smartphone
problemlos steuern?
Ja selbstverständlich. Jeder Anbieter hat eine Applikation, mit denen ich die ganzen Komponenten, wie beispielsweise den Antrieb der Türen ansteuern kann. Nehmen
wir eine praktische Situation, um die Praxis sprechen zu lassen.
Ich bitte darum …
Sie fahren mit ihrem Autor vor der Garage vor. Der Bewegungssensor erfasst das Auto und erkennt es auch: «Hier kommt Georg Lutz mit seinem Auto.» Wenn das Auto sich dann in einem vordefinierten Umkreis befindet, öffnet sich automatisch das Garagentor. Gleichzeitig öffnet sich, mit einer kleinen Zeitverzögerung, die Türe zwischen Garage und Wohnbereich im Haus. Dies eine komfortable Situation, denn bepackt zwei Einkaufstüten in den Händen
wollen Sie nicht nach dem Schlüssel suchen müssen. Wenige Minuten später springt automatisch die Kaffeemaschine an und die Lichtlösung strahlt entsprechend der Tageszeit. Das ganze Szenario mit dem Titel «Ich komme nach Hause» entfaltet sich in seiner epischen Breite.
Besteht nicht die Gefahr, dass jeder Anbieter seine Smart-Home-Lösung anbietet? Ich hatte früher viele Fernbedienungen auf dem Tisch und heute füllt sich mein Screen mit unzähligen Apps.
Der Fokus unseres Produktmanagements liegt ganz klar auf dem Thema Systemoffenheit,
damit Sie alle Komponenten bequem von einer Device steuern können. So sind wir beispielsweise auch schon im Bereich Sprachsteuerung kompatibel.
Wir waren bei den Gargentoren, jetzt kommen wir zu den Sicherheitstüren. Auch hier gibt es wichtige Herausforderungen. Zum Beispiel gilt es, ein Feuer aufzuhalten.
Unser Verkaufsschlager, die NovoPorta Premio, kommt beispielsweise in Sportstadien zum Einsatz, wo sie einerseits durch die hohe Zahl an Betätigungszyklen viel aushalten müssen, und andererseits die zahlreichen Besucher auch optimal schützen sollen; sei dies im Brandfall oder um bei einer plötzlich notwendigen Massenevakuation einen sicheren und panikfreien Menschenstrom zu gewähren, oder um im Gegenteil vor Einbruch und Übergriffen zu schützen. So haben wir auch beschusshemmende Türen im Programm. Es geht generell um Türen, die etwas aushalten müssen. Sie befinden sich auch im klassischen Einfamilienhaus, zwischen dem Heizungskeller und den übrigen Kellerräumlichkeiten. Parkhäuser und Flughäfen sind weitere Einsatzbereiche. Im VIP-Bereich kommen aber noch
andere Herausforderungen dazu. Man will hier neben Brandschutz und Sicherheit auch Design, oft in der Form von Transparenz im Rahmen einer Türe verwirklichen.
Ich würde gerne noch zum Thema Energie kommen. Auf der einen Seite spare
ich durch effizientere Lösungen und Antriebssysteme Energie ein. Auf der anderen Seite brauche ich durch die zusätzlichen Komfortlösungen auch mehr
Energie. Wie geht Ihr Haus mit dieser Situation um?
Think Green ist uns ein wichtiges Anliegen. Unsere Systeme werden immer effizienter.
Das betrifft als greifbares Beispiel die Torantriebe, die sehr wenig Energie verbrauchen,
aber auch zahlreiche interne Abläufe in Produktion, Administration und Logistik.
Können Sie uns ein Beispiel aus der Welt der Torantriebe verraten?
Nehmen wir das Thema Ruhestrom, hier sind wir vergleichsweise sehr gut unterwegs.
Wir brauchen hier mit 0.5 Watt viel weniger Energie als andere Anbieter in der Stand-by-Energieaufnahme, welche in diesem Bereich bis zu zehnmal höhere Werte haben. Zudem ist das Antriebselement mit einer modernen und energiesparenden LED-Beleuchtung ausgestattet, die bei gleicher Wattzahl 13-mal heller ist als ein herkömmliches Leuchtmittel.
Es gibt ja auch hier einige weitere Mitbewerber, die in Teilen auch wesentlich
grösser sind.
Bei den Privatgaragentoren haben wir 15 Prozent Marktanteil und sind in der Tendenz
nach oben unterwegs und damit eine starke Nummer 2 in der Schweiz. Bei industriellen
Lösungen haben wir zehn Prozent. Bei Brandschutztüren haben wir einen sehr guten Lauf. Das liegt sicher auch an den EUNormen, die nun auch hier umgesetzt werden müssen und die wir früh im Blick hatten. Die Normumstellungen sind keine leichte Angelegenheit. Daher ist es wichtig, dass wir mit den richtig zertifizierten Türen auf dem Markt unterwegs sind. Die harmonisierte Brandschutznorm EN 16034, welche in Kombination mit den produktspezifischen Normen wie der EN 14351-1 für Fenster und Aussentüren angewendet werden muss, ist seit dem 1.11. 2019 in der Schweiz verpflichtend. Die sogenannte Koexistenzphase ist am 30. 10. 2019 ausgelaufen, somit ist heute ist die Leistungserklärung (LE) nach EN auch in der Schweiz Pflicht. Unsere thermisch getrennte Aluminium-Rohrrahmen- Brandschutztür NovoFire Thermo bringt diese zwingend erforderliche Leistungserklärung mit. Im Bereich der Innentüren wurde die Brandschutznorm noch nicht harmonisiert. Heute haben wir mit unserer stumpfeinschlagenden NovoPorta Plano als einziger Hersteller in der Schweiz eine Brandschutztür auf dem Markt, welche über den Weg der EOTA mit einem ETA (European Technical Assesment) zertifiziert ist und somit der Situation der fehlenden Harmonisierung Rechnung trägt. Zudem haben wir bis 2023 laufende VKFZertifikate für unser gesamtes NovoPorta- Premio-Sortiment.
Es würde den Rahmen dieses Interviews sprengen, im Detail auf die weiteren hier
an der Swissbau ausgestellten Produkte der Schweiz AG einzugehen, nur kurz: In welchen Bereichen ist sonst noch aktiv?
Der Claim von uns heisst Intelligent Door Solutions. Überall dort, wo eine intelligente
Lösung für Tür und Tor gefragt ist, sind wir kompetenter Ansprechpartner. Neben den
Bereichen Privatgaragentore, zu welchem für uns auch Einstellhallentore für bis zu
1 000 Nutzer zählen, und den besprochenen Sicherheitstüren, bieten wir im Industriebereich Sektionaltore, Rolltore, Schnelllaufto re, Feuer- und Rauchschutzschiebetore sowie ganz besonders innovative Produkte und Komplettlösungen im Bereich Docking / Verladetechnik an.