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Tore, Türen und die Herausforderung unserer Tage

Bei Hörmann gehen Zuverlässigkeit und Design Hand in Hand.

Wer wie Hörmann in erster Linie Tore und Türen herstellt und vertreibt, muss sich den Megatrends unserer Tage wie Individualisierung, Digitalisierung und Ökologie stellen. Im folgenden Interview sprechen wir mit Andreas Breschan, dem CEO der Hörmann Schweiz AG, über die Herausforderungen dieser Tagen.

Architekten sprühen üblicherweise vor ausgefallenen Ideen. Sie wollen, dass Ihre Architektursprache möglichst ohne Einschränkung verwirklicht wird. Ihr Haus bietet Tore und Türen an, die diversen Normierungen unterliegen. Auch aus
ökonomischen Gründen sind viele Standardlösungen der Normalfall. Wie bekommt man diese unterschiedlichen Welten unter einen Hut? 
Moment, es leben nicht alle Architekten in einem Wolkenkuckucksheim. Sie haben bei ihren Projekten ja auch Budgetvorgaben, die sie einhalten müssen. Man hat bei dem Thema Tore und Türen sehr viele extravagante Sachen realisiert. Das sprengt dann aber oft den finanziellen Rahmen. Schnell sind alle Beteiligten wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Wir suchen hier immer die spannendste und passendste Lösung.

Und wie sieht diese aus?
Wir bieten eine Rahmenlösung, die alle Auflagen bezüglich des Brandschutzes, der Wärmedämmung und Sicherheitsthemen erfüllen. Darum herum kann sich der Bauherr und Architekt austoben. Das betrifft dann beispielsweise die Gestaltung der Oberflächen. Vom Rahmen her müssen wir Normen erfüllen und Prüfzyklen bestehen. Bei einigen grundlegenden technischen Dingen kann es keine Kompromisse geben. Wenn wir eine Tor- oder Türlösung auf den Markt bringen, hat diese vorher im Labor einige Stresstests bestehen müssen. Nur so können wir garantieren, dass die Tore und Türen jahrelang sicher und ohne Fehler funktionieren. Auf unseren Torchassis kann dann aber fantasievoll agiert werden. Dabei kann es zu sehr anspruchsvollen Lösungen kommen. Nehmen wir die beiden Industrie-Sectionaltore ASR 40 und ALR Vitraplan. Sie haben den Red Dot Design Award erhalten. Hier kommen Zuverlässigkeit, Funktionalität und das ansprechende Design gut zusammen. Das hat die Jury vollkommen überzeugt.

Ja, ich als Laie kann da immer wieder nur dazulernen. Auch Industrie-Tore können gut aussehen.
Man kann Tore aber auch beispielsweise über Blechverblendungen in der Gebäudehülle
verschwinden lassen. Das sind dann sogenannte Fassaden-Tore. Bei den Oberflächen gibt es dann kaum Grenzen. Bambus-Look, Vintage-Stil oder die Skyline von New York… Das können wir alles abbilden.

Das ist beeindruckend …
Es gilt aber immer, Kosten, Design, Technik, Funktion, Brandschutz und Sicherheit unter einen Hut zu bringen – um Ihr Bild der Eingangsfrage nochmals abzurufen. Gerade beim Thema Brandschutz gibt es nicht selten ein böses Erwachen, da die Vorgaben zunächst nicht berücksichtigt werden, weil man sie gar nicht kennt.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Architekten konkret aus? Entscheidend ist hier vermutlich zunächst die Planungsphase. Wie läuft die Kommunikation?
Zunächst befinden wir uns in der Phase der Planung. Dabei sind die grundlegenden Vorgaben wie Funktion, Design und Grösse vorgegeben. Hier setzen sich unsere Architekturberater mit den Architekten zusammen und finden eine passende Lösung. Es gilt, Details abzuklären. Befindet sich diese Tür in einem Fluchtweg? In dem Fall gibt es andere Anforderungen. Es müssen Lösungen gefunden werden, die mit kleinen Veränderungen auch den Kostenrahmen senken können. Dann geht die Ausschreibung zu den Unternehmen. Wenn es so läuft, wie wir uns wünschen, bekommen wir den Zuschlag.

Sie haben Architekturberater, die die Denkweise von Architektinnen und Architekten verstehen?
Diese Experten kommen aus der Praxis. Sie haben meist einen Planer- Hintergrund, waren Hochbauzeichner oder Metallbautechniker. Sie wissen, was machbar ist und was nicht. Sie kennen aber auch die Architekturwelten. Daher wissen sie, welche Unterstützung der Architekt braucht.

Gibt es noch weitere Dienstleistungen für Architekten?
Bei uns sind fundierte Grundlagen abrufbar. Es gibt beispielsweise das Architektenprogramm. Dort können Interessierte alle wichtigen Ausschreibungstexte, Schnittansichten oder BIM-Daten herunterladen. Weiter haben wir ein hauseigenes Architekturmagazin. Dort präsentieren wir in erster Linie aus der ganzen Welt wegweisende Beispiele, in deren Rahmen Produkte von uns verbaut wurden und einen Beitrag zur Umsetzung der architektonischen Finessen leisten.

Kommen wir zum Megathema: digitale Transformation in der Baubranche. Wir
Bei Hörmann gehen Zuverlässigkeit und Design Hand in Hand. stellen in dieser Ausgabe eine Studie zur Schweizer Baubranche von pwc vor. Sie
hat den Titel «Differenzieren und Verlieren ». Ihre Branche wird dort als wenig innovativ hinsichtlich Materialien und Bauverfahren wahrgenommen. Stimmen Sie diesem Befund zu?
In der Baubranche der Schweiz gibt es aus meiner Sicht zwei zentrale Gründe, die eine Bremsfunktion ausüben. Im Vergleich zu anderen Branchen sind wir erstens spät unterwegs, zweitens springen die Verantwortungsträger nicht gleich auf. Man spricht sich nicht dagegen aus, will aber abwarten, um zu schauen, was sich am Ende des Tages durchsetzen wird.

Sie applaudieren am Spielfeldrand?
Richtig, es geht nicht um Skepsis. Alle Verantwortungsträger der Branche erkennen den Handlungsbedarf. Man will aber nicht sofort auf den Zug aufspringen. Und vergessen wir nicht, bei dem Thema müssen alle Beteiligten, sprich auch die Zulieferindustrie, an einem Strang ziehen. Es gibt trotzdem immer mehr Projekte, die zu hundert Prozent in BIM ausgeführt werden. Ich warne aber vor dem Eindruck des Allheilmittels. Man kann auch mit BIM Planungsfehler machen. Zudem sollten sich Fachleute unabhängig davon weiter austauschen. Im BIM-Modell arbeitet man mit Platzhaltern, die Attribute beinhalten, da kann es immer noch zu Konflikten kommen. Ein grosser Vorteil von BIM ist, dass man den ganzen Lebenszyklus darstellen und definieren kann. Das geht von der Planung bis zum Facility Management. Das Thema BIM nimmt aber jetzt Fahrt auf. In den nächsten drei Jahren werden wir da viel mehr Dynamik erleben als in den vorangegangenen drei Jahren.

Gerade beim Thema BIM ist es wichtig, dass möglichst alle Beteiligten auch BIM können, sonst verliert man doch die Effizienzpotenziale? 
Hier können sektorale Unterteilungen eine Übergangslösung darstellen. So kann man die Statik über BIM laufen lassen und den Rest klassisch gestalten.

Man findet über Clusterlösungen zu Hybridmodellen?
Genau, das ist eine Übergangsmöglichkeit.

Wir sind aktuell mitten in der zweiten Welle der Corona-Krise. Wie geht Ihr Haus mit der Situation um?
Bei Hörmann ist die Krise bislang kaum angekommen. Projekte, für die wir heute liefern, sind schon lange geplant und gebaut. Als Zulieferer für Tore und Türen stehst du am Ende der Lieferkette. Wir werden es dann spüren, wenn die zurückgestellten Investitionen bei uns aufschlagen. In diesem Jahr haben wir ausser in der harten Lockdown-Phase, wo Baustellen dichtgemacht haben, keine Einbussen gehabt. Wir müssen uns auf die zweite
Jahreshälfte 2021 vorbereiten. Bei grossen Playern ist es zentral, dass es weiter billiges Geld von den Zentralbanken gibt. Der private Bereich hängt vom Stimmungsbarometer der Konjunktur ab. Private Lösungen sind in unserer Branche ein nicht unerheblicher Teil unseres Geschäfts.

Wie bereitet sich Ihr Haus darauf vor? Planen Sie mit unterschiedlichen Szenarien?
Wir planen weniger offensiv und haben ein defensiv optimistisches Szenario auf dem Schirm. Wir streben weiter Wachstum an, wenn auch geringer. Wir können antizyklisch agieren, da wir vom Sortiment breit aufgestellt sind. Das hilft uns, die Wellen besser auszureiten. Am Schluss stellt sich immer die Frage, wer gestärkt aus der Krise herausgeht.

Richtig.
Wir haben hier die richtigen Zutaten: gute Verbreitung im Markt, tolles Sortiment, professionell agierende Mannschaft und Bekanntheit.

Ein weiterer Anspruch von Kunden ist, dass Technik immer smarter wird, einfach zu bedienen ist und einen klaren Mehrwert bietet. Das betrifft das Megathema Smart Home. Sie haben auch hier Angebote auf dem Markt. Wie entwickeln sich diese: Ist das eine kleine Nische oder doch schon mehr?
Es entwickelt sich. Im Grunde haben wir hier wieder die geschilderte BIM- Situation. Wir haben noch sehr viele Stand-Alone-Lösungen auf dem Markt. Da ist der klare Mehrwert nicht erkennbar und daher oft nur für einige technologische Early-Birds attraktiv.

Was könnte der Treiber sein, um die Entwicklung zu beschleunigen? 
Aus meiner Sicht das Thema Sicherheit. Sicherheit steht gegenüber Komfort eindeutig an erster Stelle. Ich kann aus der Ferne agieren. Mit einer Handbewegung das Haus verriegeln ist kein Problem mehr. Wir alle kennen die Situation mit Teenagern, die vergessen haben, die Türen abzuschliessen und man selbst sitzt mit der Frau beim gepflegten Abendessen
entfernt in der Innenstadt. Früher wurde man da sehr nervös. Heute kann man sich solche Situationen mit einem Wisch am Smartphone ersparen.

Das Thema Energiewende und die Klimaherausforderung stehen vor unserer Tür. Inwiefern reagiert Hörmann auf ökologische Herausforderungen? Gibt es da auch von Kundenseite Nachfragen?
Auf jeden Fall! Hörmann hat sich als gesamte Gruppe zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden. Das funktioniert über zwei Achsen. Es gilt, erstens bei Produktion und Distribution weniger Energie aufzuwenden. Zweitens hat man dann immer noch einen überschüssigen ökologischen Fussabdruck. Und um diesen zu neutralisieren, unterstützen wir nachhaltige Projekte. Dazu lancieren wir auch ein ökologisches Zertifikat. Aus diesem Grund gibt es von uns im nächsten Jahr klimaneutrale Garagentore auf dem Markt. Wir weisen mit einem anerkannten Label und Zertifikat transparent nach, dass unsere auch klimaneutral sind.

Sonst droht Greenwashing.
Nein, hier wird genau dokumentiert, wo CO2-Ausstoss stattfindet und wo und wie er durch
ökologische Projekte kompensiert wird.

www.hoermann.ch

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