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Vorbildlicher Bausinn

Der optimalen Effizienz auf der Spur – Die Greencover AG.

Im Frühjahr hat Bausinn.ch im Rahmen eines Online-Events 16 Baufirmen für ihren vorbildlichen Bausinn ausgezeichnet. Die Projekte reichten von aufwendigen Renovationen des Bundeshauses über eine
Onlineplattform für die Just-in-time-Lieferung von Geländern bis zu Fotovoltaik-Schulprojekten, Eltern- Kind-Schweissen oder Bestleistungen in der Arbeitssicherheit. Die drei- bis 600-köpfigen Unternehmen stellen sich aktiv dem Wandel in der Baubranche. Diese wird in den nächsten 20 Jahren durch die Megatrends Beschleunigung, Urbanisierung, Ökologisierung und Digitalisierung stark gefordert sein.

Die 16 Unternehmen mit vorbildlichem Bausinn sind als Dachdecker, Fassadenbauer, Gerüstbauer, Gipser, Maler, Metallbauer, Metallbaukonstrukteure oder Schweisser tätig. Die ausgezeichneten Firmen sind beispielsweise in folgenden Bereichen aktiv: Das Schuldach zusammen mit Schülerinnen und Schülern montieren, wodurch diese konkret erleben, wie Klimaziele erreicht werden und was heute Dachdecken umfasst. Einen Lernenden fördern, um an den Berufsweltmeisterschaften bei den Besten der Besten teilzunehmen. Eltern-Kind-Schweissen anbieten. Engagement für Menschen mit Behinderung oder für den Naturschutz. Als Timeout-Betrieb auffällige Schülerinnen und Schüler in einer schwierigen Phase unterstützen. Branchenkollegen für Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit sensibilisieren. Ein Eishockeystadion während der Spielzeit umbauen. Neue Balkon- oder Treppengeländer online anbieten. Im KMU konsequent die Digitalisierung einführen. Das Bundeshaus stilgerecht sanieren und gleichzeitig modernen Brand- und Schallschutz umsetzen. Die grösste europäische Fassadenmalerei in reiner Silikatfarbe – waschfest und auf natürliche Weise desinfizierend. Schweisstechnik auf höchstem Niveau beherrschen und weltweit einzigartige Systeme entwickeln, die den Umweltschutz fördern. Gemeinsam ist den Unternehmen mit vorbildlichem Bausinn, dass sie sich dem gesellschaftlichen Wandel stellen und inspirierend wirken. Das hört sich imposant an, aber die gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Baubranche umsetzen muss, sind es auch.

MIKROKLIMA UND MEHR
Damit liegen sie voll im Trend, wie Georges T. Roos, einer der führenden Zukunftsforscher der Schweiz, in seinem Video-Referat ausführte. Der Gründer eines privat finanzierten Zukunftsforschungsinstituts und der European Futurists Conference Lucerne, hat die Megatrends und ihre Bedeutung für die Baubranche skizziert. Der philosophisch geschulte Zukunftsforscher lässt sich weder von Hypes noch von apokalyptischen Bildern verführen, doch machte er klar, dass fundamentale Änderungen auf die Baubranche zukommen: «Die Schweiz ist bisher sehr deutlich vom Klimawandel betroffen gewesen. Im Vergleich zur vorigen Zeit ist der Temperaturanstieg in der Schweiz doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Die Folgen dürften sein, dass wir sehr viel mehr Hitzetage haben werden, dass wir extremeres Wetter haben werden, dass wir einen Anstieg der Schneefallgrenze erleben werden. Besonders herausgefordert sind wiederum die städtischen Gebiete, wo die meisten Menschen leben. Das Mikroklima spielt eine grosse Rolle und hier besteht auch eine grosse Herausforderung und Verantwortung für die Bauwirtschaft. Zwei Studien aus dem nationalen Forschungsprogramm haben ergeben, dass die Klimaneutralität technisch machbar ist und auch wirtschaftlich sein kann. Verschiedene Länder und Städte gehen bereits heute noch ein paar Schritte weiter und verbieten beispielsweise vollständig benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge in ihrem Einflussgebiet. Und was sind die Schlussfolgerungen für die Baubranche? Nun, natürlich auch ihre Fahrzeuge werden elektrobetrieben oder vielleicht mit Wasserstoff betrieben sein. Sehr viel wichtiger ist aber der Beitrag, den Gebäude zum Abbau der Treibhausgas- Emissionen leisten müssen. Hier gibt es noch viel Nachholbedarf.» Zudem sei die Baubranche besonders durch die Megatrends Bevölkerungswachstum, Digitalisierung und Urbanisierung gefordert, so der Zukunftsforscher. Im folgenden Beitrag publizieren wir das gesamte Referat von Georges T. Roos.

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN
Auch mit dem Trend zur Ökologisierung setzt sich die Baubranche konkret auseinander. Innerhalb von 30 Jahren hat sich die Zahl der durch Fotovoltaik-Anlagen generierten Megawattstunden um den Faktor 1 400 erhöht. Walter Bisig, Präsident von Bausinn.ch, beurteilt die Zukunft als ausgesprochen vielversprechend: «Die Baubranche ist sehr krisenresistent. Sollte der Neubaubereich zurückgehen, so wird mehr in die Sanierung des bestehenden Gebäudeparks investiert. Das Wichtigste bleibt, die Energiestrategie 2050 mitzutragen und auch entsprechend mitzugestalten. Die Klimaziele und deren Umsetzung werden uns fordern. Die grösste Herausforderung ist, dass wir viel Arbeit und gleichzeitig Fachkräftemangel ausweisen. Deshalb brauchen wir auch gute Unternehmer, die in ihrem Beruf sichtbar erfolgreich sind und der Verantwortung für die sozialen Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitenden
mit Menschlichkeit begegnen. Solche Unternehmen erreichen auch eine gesellschaftliche Anerkennung und steigern die Wertschätzung für unsere Branche. Wenn der Nachwuchs diese Punkte selbst am Arbeitsplatz erlebt, hat er oder sie unweigerlich Vorbilder, die begeistern. Für die Berufswahl «Baubranche» sprechen überzeugende Argumente: Die Sichtbarkeit des Erschaffenen gehört zu den wichtigsten Werten. Wertvoll ist auch der Teamgeist, der auf dem Bau grossgeschrieben wird. Damit können wir den Nachwuchs einbinden. Technik ist das, was die jungen Menschen suchen. Diese können wir mit den Materialien und den vielfältigen Umsetzungen bieten. Ebenso ist die ökologische Zukunft ein Thema, das die Jungen verstärkt interessiert und begeistert. Die Digitalisierung ist in der Baubranche alltäglich geworden und wird sich in Zukunft weiterentwickeln. Hier sprechen wir die jungen Männer und Frauen ebenfalls sehr gut an. Vielfältige Aus- und Weiterbildungen sind möglich – von der Lehre bis zum Hochschulabschluss. Man muss nicht unbedingt bis zur obersten Spitze gehen und trotzdem ist man ein sehr wichtiger Teil des Ganzen. Das ist auch in der Entlohnung spürbar. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Querkompetenz. Ob man sich als Fachschullehrerin oder Aussendienstmitarbeiter weiterbildet – es öffnen sich sehr viele Wege zum Erfolg.»

www.bausinn.ch

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