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Wenn der Handwerker nicht mehr kommt – weil es keinen mehr hat

Dominik Mahn, CEO von smartconext AG

Kürzlich rief mich ein Bauherr an. Nicht etwa mit einer Frage zur digitalen Auftragsakquise, nein, es ging um den elektrischen Anschluss einer Küche. Seit zwölf Wochen suche er vergeblich nach einem Stromer, der noch Kapazitäten hat. Der Auftrag sei zu klein, sagen die einen. Und zu viel, sagen die anderen.

Das ist kein Einzelfall. Wir erhalten bei smartconext regelmässig Anfragen von verzweifelten Eigentümern und Projektentwicklern: «Kennt ihr noch einen Sanitär, der uns bei einem Projekt unterstützen kann? Wir können es alleine nicht stemmen.» Oder: «Wir brauchen jemanden, der das Bad endlich anschliesst – seit Monaten warten wir.»

Die Realität ist: Die Schweiz hat ein Handwerkerproblem.

Zahlen, die aufhorchen lassen
Laut SRF fehlen bis 2040 rund 35’000 Fachkräfte im Bauhaupt- und Nebengewerbe – das ist mehr als die Einwohnerzahl von Zug. Schon heute zeigen sich erste Symptome: Aufträge bleiben liegen, Wartezeiten explodieren, Nachwuchs fehlt.

Gemäss einer Analyse des Tages-Anzeigers steckt die Berufsbildung in einer tiefgreifenden Krise. Zwischen 2011 und 2021 ist die Zahl der Lehrverträge im Bauhauptgewerbe um satte 38 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig steigen die Löhne – teilweise sind Handwerker gefragter als IT-Spezialisten, wie der Blick kürzlich schrieb. Trotzdem will den Job kaum mehr jemand machen.

Ein Blick in eine nahe Zukunft, die keiner will
Stellen wir uns ein Szenario vor, das gar nicht so weit hergeholt ist: Ein Mehrfamilienhaus in Zürich steht frisch saniert leer. Der Innenausbau ist fertig – bis auf die letzten Steckdosen in der Küche. Der Elektriker hat abgesagt. Der zweite auch. Der dritte hätte in vier Monaten Zeit. Der Bezugstermin platzt, die Mieter bleiben aus, der Eigentümer zahlt drauf – und das nur, weil eine Person mit einem Schraubenzieher fehlt.

Oder eine ältere Dame in Basel: Die WC-Spülung tropft seit Tagen. Keiner hat Zeit. Auf Notdienste warten Sie mittlerweile wie auf einen Zahnarzt in der Sahara.

Was tun, wenn der Handwerker nicht mehr kommt?
Klar ist: Digitalisierung und smarte Tools helfen, Prozesse effizienter zu gestalten. Auch bei uns bei smartconext setzen wir alles daran, Schnittstellen zu vereinfachen, Ressourcen besser zu planen und Arbeitsabläufe intelligenter zu vernetzen. Das schafft Zeit für das Essenzielle: Handwerk statt Administration. Aber das ersetzt keine Hände, keinen Menschen auf der Baustelle.

Was wir wirklich brauchen, sind Anreize. Richtige Anreize. Nicht nur Löhne, sondern Anerkennung. Ein modernes Arbeitsumfeld. Eine Ausbildung auf Augenhöhe. Sichtbarkeit. Und ein Gesellschaftsbild, das den Beruf des Elektrikers, der Sanitärinstallateurin, des Heizungsmonteurs wieder als das zeigt, was es ist: systemrelevant, zukunftssicher, wertvoll.

Denn ohne Handwerker bleibt der Lichtschalter dunkel, die Dusche kalt – und das Smarthome ziemlich dumm.

Dominik Mahn ist Gründer und CEO von smartconext, der führenden Plattform für digitale Auftragsakquise in der Schweizer Bau- und Handwerksbranche. Als gefragter Speaker und einer der führenden Köpfe für Innovation im Bauwesen bringt er nicht nur den Fachkräftemangel, sondern vor allem die Digitalisierung und deren weitreichende Auswirkungen – bis hin zu strukturellen Veränderungen im Arbeitsmarkt – gezielt auf die Agenda.

Mehr erfahren: www.smartconext-bau.ch

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