Im zweiten Panel am zweiten Tag des BIM Kongress Basel ging es um den zentralen Punkt der Wissensvermittlung. Dabei standen zunächst nicht die Module für den Wissenstransfer im Vordergrund. Diese können, das zeigte die Diskussion klar auf, noch gar nicht bereitstehen, da die Inhalte nur schwammig vorliegen. Salopp formuliert wissen auch die Expertinnen und Experten nicht, wohin die Reise geht und was mittelfristig, sprich, in sieben oder acht Jahren, State oft the Art ist. Man muss sich aber auf die Reise einlassen, da sonst unklar bleibt, welche Kompetenzen wirklich zum Erfolg führen.
Licht in den Nebel brachten Manfred Huber, Leiter Institut Digitales Bauen Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW; Philipp Wieting, Inhaber Werknetz Architektur; Mark Baldwin, Steuerungsausschuss Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland; und Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung Schweiz. Baumeisterverband.
Zunächst geht es bei einer neuen Technologie und ihren Werkzeugen darum, die gleiche Sprache zu sprechen, sonst droht schnell die babylonische Verwirrung. Folgende Fragen stehen dabei auf der Agenda: Wie werden BIM-Anforderungen definiert? Was sind meine BIM-Leistungen? Dazu braucht es Benchmarks, Zertifizierung und möglichst auch ein Programm dafür. Damit alle Akteure auf Augenhöhe agieren können, braucht es eine gemeinsame Grundlage. Dies ist der openBIM-Standard. Theoretisch sind dann folgende Felder abgedeckt:
- Durchgängige Datennutzung und integrierte Prozesse führen zu einer weitaus geringeren Fehlerquote, als dies bei der immer noch üblichen mehrfachen Dateneingabe durch die unterschiedlichen am Projekt beteiligten Disziplinen der Fall ist.
- Alle an einem Bauprojekt Beteiligten können mit der für ihre jeweilige Disziplin besten Lösung arbeiten, ohne Gefahr zu laufen, aus Gründen der Inkompatibilität von einem BIM-Projekt ausgeschlossen zu werden.
- Alle Projektbeteiligten können ihre Software nach eigenen Wünschen upgraden, ganz unabhängig von den Kollegen, mit denen sie in unterschiedlichen Bauprojekten zusammenarbeiten.
- Der Zugriff auf die BIM-Daten ist während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes gewährleistet: von der Planung über den Bau bis zur Bewirtschaftung.
Die Herausforderungen beginnen mit der Praxis. Die Aufgabenfelder brauchen eine nationale und internationale organisatorische Hülle. Sie heisst Building SMART International und hat jetzt im November ihre Arbeit aufgenommen. BuildingSMART liefert keine Schulung, aber einen verlässlichen Rahmen.
Interne Schulungen können jetzt standardisiert werden. Dabei ist die globale Umsetzung und Koordination eine Voraussetzung. Diese Hürde ist genommen.
Allerdings bleibt die Frage nach den Lerninhalten schwierig. Zwar ist es jetzt möglich, den aktuellen Stand in Lerninhalte zu giessen. Das Basiswissen ist da, aber wie die Situation in zehn Jahren aussieht, weiss niemand. Es dauert aber lange, bis die Lerninhalte von der Theorie in der Praxis ankommen. Aus diesem Dilemma hat das Podium nur eine suboptimale Antwort: Wir wissen nicht, was kommt, aber wir können uns vorbereiten. Zudem gilt es, keine neuen bürokratischen Apparate zu schaffen. Aus diesem Grund setzt man auf folgenden Tipp: Wir brauchen nicht zusätzliche Rollen, sondern zusätzliche Kompetenzen.
In der Weiterbildung setzen die Verantwortlichen eher auf kurze Kurse mit einer Dauer von drei Tagen. Dann erwirbt man ein global gültiges Zertifikat, welches aber auch Anpassungen an Schweizer Verhältnisse zulässt.
Die zentrale Hürde dürfte aber der kulturelle Wandel sein. «Wir tragen einen Rucksack aus der Vergangenheit, was das Lernen betrifft», betont Manfred Huber von der FHNW. Er verdeutlicht dies mit einem Beispiel aus der Praxis. «An Hochschulen kommen die Leute mit Texten und Bildern wie vor Jahrzehnten und nicht mit digitalen Modellen oder Algorithmen.» Die Bildungsverantwortlichen in Unternehmen und Bildungsinstitutionen können nicht nur ein Modul ersetzen. Das ist ein Kulturwandel, ein Prozess und der braucht Zeit.