Nachhaltige Baukultur wird als unternehmerischer Erfolgsfaktor immer wichtiger. In Zukunft kommt kein Marktteilnehmer mehr darum herum, dieses Thema als Führungsinstrument in seine Unternehmenskultur zu integrieren. Deswegen vermittelt ab 2019 ein neuer theoretischer und praktischer Lehrgang diese komplexe Aufgabe.
Die Schweiz gehört im Rahmen der UN-Staatengemeinschaft zu den progressivsten Ländern, was das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele aus der Agenda 2030 angeht. Gemäss Botschafter Michael Gerber dürfte unser Land mit seiner Innovationskraft eine Leader- und Vorbildfunktion einnehmen. Dazu gehören beispielsweise die Produktionsabläufe in der Kreislaufwirtschaft und die Effizienzsteigerung der Energiesysteme. Damit kann das Baugewerbe einen Beitrag zur CO2-Reduktion und zum Klimawandel leisten. Denn der Gebäudepark ist für 50 Prozent des Energieverbrauchs und für 40 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich.
Dass die Bauwirtschaft die Lebensqualität von Städten, Gemeinden und Siedlungen massgeblich beeinflusst, ist offensichtlich. Mit einem erhöhten Verantwortungsbewusstsein für die attraktive und gesundheitsfördernde Gestaltung von Bauten und deren Umgebung erzielt die Baubranche langfristig auch gute Renditen und steigert letztlich die unternehmerische und gesellschaftliche Wertschöpfung. Um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen, ist es aber wichtig, dass Investoren und Unternehmer die grossen Zusammenhänge kennen und ihr Bewusstsein für die Verantwortung gegenüber Natur und Gesellschaft schärfen.
Allerdings ist sich ein Grossteil der Baubranche dieser umfassenden Aufgabe offenbar nur bedingt bewusst. Denn 2017 haben lediglich 27 Prozent der grössten Unternehmen aus dem Baugewerbe in ihren Jahresberichten Umweltkriterien miteinbezogen. Möglicherweise liegt die mangelnde Beachtung von Nachhaltigkeitsthemen in der Komplexität der drei Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Es bleibt eine Herausforderung, den Überblick über zukunftsweisende Energie- und Haustechniksysteme, Ressourceneffizienz, soziale Aspekte für ein gutes Zusammenleben und einiges mehr zu beachten.
Die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie bringt künftig klare Wettbewerbsvorteile, da zukunftsweisendes Bauen den Unternehmen Innovationskraft verleiht. Dies erfordert aber eine grundsätzliche Offenheit für neue Ansätze, Reflexionsfähigkeit bezüglich Corporate Social Responsibility (CSR) sowie eine Erweiterung des eigenen Blickfeldes über das aktuelle Tagesgeschäft hinaus.
Orientierung für Angestellte aus Planungs- und Handwerksbüros bietet ab Herbst 2018 der revidierte Vorbereitungskurs für die eidgenössische Berufsprüfung zum gesunden und nachhaltigen Bauen. Neu vermitteln fünf Module die theoretischen Grundlagen und praktischen Umsetzungsansätze. Zu den Themen gehören unter anderem umfassende Energiekonzepte, Rezyklierbarkeit von Materialien, Innenraumklima und Gesundheit, Lebenszyklus-Analysen, Ökobilanzen, die gängigen Labels, ökologische und soziale Kriterien. Die neuen Kursunterlagen stehen ab Sommer 2018 zur Verfügung.
Ab Herbst 2019 steht der erste schweizerische Diplomkurs mit eidgenössischem Abschluss zur Fachkraft für gesundes und nachhaltiges Bauen bereit. Diese Weiterbildung baut auf der eidgenössischen Berufsprüfung auf. Zurzeit konzipieren Universitäten, Hochschulen und Unternehmen den Kurs nach neusten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis in Zusammenarbeit. Neu durchlaufen Studierende auch Module zur nachhaltigen Unternehmensführung und -kultur. Mit diesen Führungskompetenzen steigern sie die Wirksamkeit ihrer Projekte und die Glaubwürdigkeit als Anbieter von langfristig besseren Lösungen und können damit im hart umkämpften Markt überzeugen.