Das in der achten Generation geführte Familienunternehmen Zindel United hat sich zur Aufgabe gemacht, mit seinen Tochtergesellschaften nachhaltige und innovative Lösungen für die kommenden Generationen zu erarbeiten. Diese Aufgabe haben der Baustoffhersteller Logbau und der Pflanzenkohle-Produzent INEGA mit KLARK umgesetzt. Das neue Verfahren wurde in intensiver Forschung gemeinsam mit der Fachhochschule OST entwickelt und bereits in der Praxis eingesetzt.
Beton ist nach wie vor der vielseitigste und meistgenutzte Baustoff der Schweiz. Er ist äusserst flexibel, einfach zu verbauen und kann einzigartige Designakzente setzen. Aufgrund der CO2– Bilanz steht Beton in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings unter Druck. Logbau mit Sitz in Maienfeld hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Bilanz zu verbessern, ohne Abstriche bei der Verarbeitung und der Leistung zu machen. Der Aufwand hat sich gelohnt, entstanden ist der erste wirklich CO2-neutrale Beton der Schweiz.
Beeindruckende CO2-Bilanz
Dank der Verwendung von hochwertiger INKoh-Pflanzenkohle als Zusatzstoff verwandelt Logbau den Beton in eine CO2-Senke. Das Basisprinzip: Holz lagert auf natürliche Weise eine beträchtliche Menge an CO2 ein, welches durch das speziell entwickelte Pyrolyseverfahren dauerhaft in der Pflanzenkohle gebunden wird. Im Vergleich zu herkömmlichem Beton können so mehr als 200 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter Beton permanent neutralisiert werden. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit ungefähr 120 Kubikmeter Beton entspricht dies 24 Tonnen Kohlendioxid – oder in etwa gleich viel, wie ein durchschnittliches Auto in der Schweiz während zehn Jahren ausstösst. Die Ökobilanz kann durch sekundäre Rohmaterialien, CO2-reduzierten Zement sowie Betonabbruch mit CO2-Speicherung sogar noch weiter verbessert werden. Ein CO2-negativer Beton mit über zwei Dritteln Sekundärrohstoffen ist somit in naher Zukunft ebenfalls möglich. Bei einem Jahresbedarf von circa 15.5 Millionen Kubikmeter Beton in der Schweiz liegt damit das Reduktionspotenzial bei circa 2.7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist so viel, wie alle Einwohner der Städte Zürich und Genf im gleichen Zeitraum ausstossen.
Mit der Ostschweizer Fachhochschule entwickelt
Intensive Forschung und zahlreiche Versuche haben zum Erfolg geführt. Spezialistinnen und Spezialisten der Ostschweizer Fachhochschule (OST) in Rapperswil haben die gemeinsame Entwicklung von Logbau und INEGA von Anfang an begleitet, die Grundlagenforschung beigesteuert und regelmässige Tests durchgeführt, um die ideale Rezeptur zu ermitteln.
Das Endprodukt verfügt über gleichwertige Eigenschaften wie herkömmlicher Beton, ist aber komplett CO2-neutral und je nach Rezeptur sogar CO2-negativ, also eine permanente CO2-Senke. Zudem ist der Klimabeton vollständig rezyklierbar. Das Patent für den Klimabeton wurde bereits angemeldet. Der Schlüssel dazu ist die für Baustoffe entwickelte INKoh-Pflanzenkohle von INEGA. Diese entsteht ausschliesslich aus unbehandeltem Restholz aus regionaler Forstwirtschaft. Logbau kombiniert dieses naturreine Schweizer Produkt mit ihrem Beton und erhält so ein innovatives Endprodukt. Erste Tests und Studien haben zudem ergeben, dass KLARK potenziell noch weitere Vorteile bietet, zum Beispiel reduzierte Schwindrisse, eine effizientere Wärmedämmung sowie einen besseren Schallschutz. Weiterführende Untersuchungen sind in Planung.
Bereits erste Wände betoniert
Der neue Klimabeton erfüllt die Anforderungen der gängigen Beton-Norm SN EN 206 und kann im Hochbau problemlos eingesetzt werden. Der Erfolgspunkt ist erreicht. Durch die einzigartige Komposition und Leistungsfähigkeit ist ein Hightech-Baustoff aus natürlichen Ressourcen entstanden, der die Baubranche im Klimaschutz auf eine neue Ebene hebt. Architekten, Ingenieure und Baumeister müssen weder in der Planung noch beim Einbau Einschränkungen in Kauf nehmen. Der Beweis dafür sind die ersten Wände der neuen INKoh-Produktionshalle in Maienfeld, welche problemlos mit dem neuen Baustoff betoniert werden konnten. Da die Pflanzenkohle noch nicht als Zusatzstoff von Beton in der Norm integriert ist, muss der Beton aktuell nach Zusammensetzung und nicht nach Eigenschaften ausgeschrieben werden.
Bald schweizweit erhältlich
Der neue Klimabeton ist marktreif. Die Verantwortlichen sind bereits mit interessierten Bauherrschaften und Partnern in Kontakt und bauen parallel die industrielle Produktionskette auf. Aktuell kann Logbau KLARK in Graubünden, St. Gallen und im Fürstentum Liechtenstein liefern. Mittelfristig soll der Klimabeton durch Partnerschaften und neue INKoh-Produktionsanlagen in der ganzen Schweiz hergestellt und vertrieben werden. Dies erhöht die regionale Wertschöpfung und macht die CO2-negative Innovation über die Kantonsgrenzen hinaus verfügbar. Dr. Mario Cavigelli, Regierungsrat und Vorsteher des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität des Kantons Graubünden, sieht den Klimabeton auch als Beweis für die Innovationskraft der Bündner Unternehmen: «Zindel United hat mit Logbau und INEGA gezeigt, wie erfolgreich eine zielgerichtete Kooperation sein kann. Eine hohe Wertschöpfung und Umweltschutz müssen sich nicht ausschliessen. Dies sichert und schafft Arbeitsplätze und beweist einmal mehr, dass der Kanton Graubünden ein Top-Wirtschaftsstandort ist.»
Wie entsteht die Pflanzenkohle?
INKoh-Pflanzenkohle ist ein naturreines Schweizer Produkt, das von INEGA in einem speziell entwickelten Pyrolyseverfahren aus unbehandeltem Restholz aus regionaler Forstwirtschaft hergestellt wird. Sie wird nach den höchsten European-Biochar-Certification(EBC)-Standards hergestellt und kann je nach Produktionsverfahren in der Biolandwirtschaft, als Tierfutterzusatz, im Gartenbau oder in der Wasserreinigung eingesetzt werden. Ein Gramm Pflanzenkohle weist eine innere Oberfläche von mehr als 400 Quadratmetern auf (18 Gramm entsprechen der Fläche eines Fussballfeldes) und kann ein Fünffaches des Eigengewichts an Wasser speichern.
Über die INEGA AG
INEGA ist ein Tochterunternehmen von Zindel United mit Sitz in Maienfeld. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Entwicklung und Produktion von INKoh-Pflanzenkohle. Seit über zwei Jahren wird in Zusammenarbeit mit Hochschulen rund um das Thema Pflanzenkohle geforscht. Verschiedenste Produkte wurden bereits entwickelt und auf den Markt gebracht. INKoh wird beispielsweise für die Bodenanwendung und die Tierfütterung eingesetzt. Andererseits belüftet INEGA verdichtete Böden und bringt dabei beladene INKoh-Pflanzenkohle in den Wurzelraum der Pflanzen.