Die Trendentwicklung beim Schweizer Küchenbau geht in Richtung von Küchen, die Kontraste präsentieren. Dies bestätigen auch die 72 Küchenprojekte, welche dieses Jahr für den Swiss Kitchen Award eingereicht wurden. Lediglich zwölf davon könnten als «weisse» Küchen bezeichnet werden. Dunkle, schwarze und erdige Töne schaffen Kontraste, Spannung und Raumtiefe.
Der Gestaltungsspielraum bei Bauherren und Architekten für Einzelobjekte ist vielfältig. Entscheidend dabei ist nicht ausschliesslich das Budget, sondern das Gespür für die Gestaltung von Innenräumen. Folgende Trends schälen sich heraus.
Lange Zeit machte man einen grossen Bogen um das Thema «Gemütlichkeit»: Schon das Wort hatte etwas Altbackenes an sich. Weiss und Glanz, klare Geradlinigkeit und offene Transparenz galten hingegen als «cool» und prägten respektive prägen noch immer die modernen Wohn- und Küchenlandschaften.
Doch dieser Code wird jetzt wuchtig von «cosy» geknackt, um im angelsächsischen Jargon zu bleiben. Es darf wieder stimmungsvoll, geheimnisvoll, gemütlich sein – und farbig.
Mood ist angesagt: Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit ruft nach Wärme, Natürlichkeit und Ursprung. So haben schon seit einiger Zeit Materialien wie Beton, Stein, Holz, Glas und Keramik Vorrang – oder alles, was danach aus sieht. Die perfekten Nachbildungen aus innovativen Hightech-Werkstoffen machen es vor. Warme, auch erdige und sehr dunkle Töne bis hin zu Schwarz setzen neue Akzente: tiefgründiges Blau, Schiefer, Grün, Graphit, Aubergine. Matte und supermatte Oberflächen und deren samtige Haptik verleihen ihnen zusätzliche Sinnlichkeit.
SEHNSUCHT NACH GEBORGENHEIT
Glanz ist nicht out, trägt jedoch in Form warm glänzender Metalle und MetallicLacke wie Gold, Messing, Kupfer oder Bronze dem Trend Rechnung. Dabei spielt bronziertes Glas eine effektvolle Rolle bei Vitrinen, ebenso LED-Leuchtbänder, mit welchen einzelne Küchenpartien betont werden.
Licht ist überhaupt wichtig. Denn erst eine gekonnte und gezielt konzipierte Beleuchtung entlockt dem Gesamtambiente bei Tag und Nacht aussergewöhnliche Stimmungen: Die Küche wird inszeniert. Eine Kunst, für die sich bereits eine neue Kompetenz entwickelt und Kreativität entfaltet wird.
KOCHEN UND GENIESSEN
Sie ist und bleibt der Mittelpunkt des Zuhauses: die Küche. Eingebettet in den Wohnbereich zeigt sie sich einladend, wohnlich und offen für Kochbegeisterte und Geniesser, flexibel für kleine Pausen und grosse Einladungen.
Sie präsentiert sich dabei dezent im Hintergrund, um dann mit Furore ihre ganzen Qualitäten zur Schau zu stellen, wenn sie in Aktion tritt. Möglich macht dies einerseits eine neue Gesamtästhetik von Möbeln und Geräten – sei es, dass die verschiedenen Backöfen, Steamer und Kleingeräte als kompletter Funktionsbereich zusammengefasst hinter grosszügigen Falt- und Schiebetüren verschwinden oder sich in harmonischer Symmetrie und Materialität in das Frontbild der Küche integrieren.
Oder aber sie werden bewusst zur Schau gestellt, allen voran attraktive Weinkühlschränke. Andererseits sind es raffinierte Gestaltungslösungen, die neue Raumarchitekturen definieren. Der Fokus liegt dabei auf Schrankkompositionen, die als Solitäre zum Wohnbereich überleiten: Sideboards, Highboards, offene Regale, Buffets.
Sie gesellen sich zur Hauptakteurin des Kochgeschehens: der Kücheninsel, die vielfach selbstbewusst auf eigenen Beinen steht und damit ebenfalls zum Möbelstück wird. Diese Insel spielt auch eine Hauptrolle, wenn es um platzsparende Lösungen für Küchen im urbanen Umfeld geht: Für kleine Grundrisse eröffnen sich dabei spannende, modulare Konzepte.
TECHNISCHE PERFEKTION
Schnell hat man sich an programmierte Rezepte, Automatikprogramme, Bedienmodi über Tablets und Apps gewöhnt: Moderne Technik nimmt Arbeit ab, schenkt Zeit und garantiert perfektes Gelingen. Die intelligente Vernetzung der Geräte, das Abstimmen und Koordinieren der Funktionen, das möglichst nahe auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers zugeschnittene Gesamtmenü: Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden bis ins Detail eruiert und sinnvoll eingesetzt.
Mit smarter IT hat man Haus und Wohnen im Griff – bis hin zum eigenen Kräutergarten in der Küche. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir via Sprachsteuerung mit Backofen und Kühlschrank kommunizieren. Welche der als Top-Trends lancierten
Smart-Functions sich allerdings langfristig durchsetzen werden, liegt im Ermessen und Zuspruch der Nutzer.
Nicht alles, was möglich ist, hält einem Kosten-Nutzen-Vergleich stand. Gesunder Menschenverstand wird die Spreu vom Weizen trennen. Sicher ist, dass intelligente, multifunktionale Geräte, leistungsfähige Dunst- und Kochfeldabzüge und kundennaher Komfort auf der Zielgeraden liegen. Dass dabei der gute Rat, die Kreativität, die Erfahrung und das persönliche Engagement sowie die Nähe versierter Küchenspezialisten gefragter denn je ist, liegt auf der Hand: Küche Schweiz hält die besten Adressen bereit.
Rolf Habegger ist Vorstandsmitglied des Branchenverbands Küche Schweiz und Geschäftsführer der SieMatic Schweiz GmbH. Als Kopf der Arbeitsgruppe Kommunikation ist er massgeblich für die Entwicklung und Austragung des Swiss Kitchen Award verantwortlich.