Wohnen, Mobilität, Gewerbe, industrielle Produktion, Tourismus, Sicherheit, Gesundheit – in diesen und zahlreichen weiteren Lebensbereichen beeinflusst die Schweizer Baubranche unser Leben Tag für Tag. Sie konzentriert sich fast ausschliesslich auf unser Land. Hier trägt sie rund 15 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Etwa 330’000 Vollzeitstellen sind im Hoch- und Tiefbau angesiedelt. Das entspricht einem Drittel aller Beschäftigten im industriellen Sektor. Und trotzdem kämpft die Branche in Teilbereichen mit der Ertragskraft.
Schon lange besteht auf dem Bau ein Überangebot an Leistungserbringern. Die Branche wird hinsichtlich Materialien und Bauverfahren als wenig innovativ wahrgenommen. Ohne Frage gibt es innovative Ausnahmen, diese sind aber klar in der Minderheit. Noch dazu lässt Covid-19 auch in der Baubranche keinen Stein auf dem anderen, obgleich die Pandemie die
Bauindustrie unmittelbar weniger beeinträchtigt hat als andere Branchen. Dennoch wurde sie aus einer komfortablen Situation mit vollen Auftragsbüchern in eine Krisenphase mit erheblichen Unsicherheiten katapultiert.
Worauf es jetzt mehr denn je ankommt, sind Erfolgstreiber wie Innovation, Differenzierung, Kreativität und Pioniergeist. Hier bietet gerade die Digitalisierung spannende Möglichkeiten und birgt interessantes Potenzial, das meist noch nicht richtig ausgeschöpft wird.
Der Einsatz digitaler Technologien hat schon vor Jahren begonnen, vor allem jedoch in Supportprozessen wie Administration, Marketing, Kommunikation oder beim Zeichnen der
Pläne. Damit ist es aber nicht getan. Auch Kernprozesse wie Realisierung und Betrieb müssen in Zukunft zweckmässig digitalisiert werden. Digitale Lösungen erlauben es grundsätzlich, alle am Bau Beteiligten frühzeitig einzubeziehen und Nachjustierungen auch in der Realisierungsphase zu erleichtern. Hier liegt also das grosse Digitalisierungspotenzial: Entlang der Wertschöpfungskette können sich neue Modelle mit integrierter Kooperation bilden. Insbesondere könnten die heute vielfach abgetrennten Planund Ausführungsprozesse intelligent verbunden werden. Gerade auch die teils
enormen Fehlerkosten auf dem Bau könnten damit gezielt bekämpft werden. Differenzieren heisst aber auch, sich im Markt klar zu positionieren.
Das setzt voraus, dass ein Unternehmen seinen Weg strategisch ausschildert und konsequent geht. Unternehmen müssen den Mut und die Weitsicht haben, die Dinge anders zu machen als ihre Mitbewerber. Das gelingt nur mit unermüdlicher Kreativität, integraler Führung und Ausdauer. Denn nur wer seinem Geschäftsmodell Profil gibt, kann sich nachhaltig etablieren und seine Margen verbessern.