Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Paul Romer hat 2018 den Alfred-Nobel Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Wirtschaftliche Entwicklung
in Firmen hängt gemäss seinen Forschungsresultaten davon ab, regelmässig Ideen und Innovationen hervorzubringen, insbesondere durch Anreicherung und Verbesserung von bestehenden Grundlagen.
Wir erläutern anhand Paul Romers Ansichten, wie sie bei der Definition von vier SIA-Leitprojekten zunächst unbewusst auf dessen Theorie aufgebaut haben und wie wir das Thema Digitalisierung verstehen und bearbeiten. In seiner 182-jährigen Geschichte hat
sich der SIA stets den aktuellen Impulsen stellen müssen, um die Zukunft von Planermärkten zu gestalten. In diesem Sinne ist die von überall her geforderte Digitalisierung nicht ein Bruch in der Geschichte des SIA, sondern die Fortschreibung von passenden Massnahmen in Richtung Zukunft. Es geht nicht darum, alles Bisherige einfach infrage zu stellen.
Nein, die neuen Möglichkeiten, insbesondere die digitalen, sind im richtigen Moment und in der passenden, praxistauglichen Ausprägung einzubeziehen. Gleichzeitig werden neue interne
Arbeitsmodelle angewendet, um in kurzer Zeit, mit den passenden Fachleuten zusammen, praxistaugliche Resultate für die Weiterbearbeitung in den klassischen SIA-Gremien ausarbeiten zu können.
In einem ersten Leitprojekt soll als Bezugspunkt ein dynamisches Wertschöpfungs- Modell über die Lebenszyklen einer baulichen Anlage aufgestellt werden. Dieses basiert auf den Leistungsbeschreibungen der seit über 140 Jahren laufend angepassten Leistungs- und Honorarordnungen des SIA – Letztere müssen in dynamikrobuste Modelle überführbar werden. Bewährtes wird überprüft, Unklares zur Diskussion gestellt und es werden Metadaten, also Daten über das Datenvorkommen, eingebaut, um in einer digitalen Welt Vorteile zu sichern. Das Gesamtsystem kann unter anderem auch dazu dienen, die Berufsbilder der Akteure auf eine zeitgemässe Handlungs- und Fachkompetenzen- basierte Lösung zu stellen. Nur knapp weniger alt ist das SIA-Schaffen bei den technischen Normen. In einem zweiten Projekt soll der Tradition entsprechend weitergearbeitet werden, aber dem Nebeneinander der Publikationsformen und deren Verknüpfung (Papier, elektronisch, strukturiert und maschinenlesbar, inklusive hinterlegter Regeln zur Anwendung) soll eine wichtige Rolle zukommen. An Praxisbeispielen wird detailliert untersucht, welche Voraussetzungen auf Seite SIA-Normen erfüllt sein müssen, um zum Beispiel auf Knopfdruck einen Konformitätsbericht bezüglich Einhaltung einer SIA-Norm zu erhalten.
Bei der Gründung des SIA im Jahre 1837 ist der regelmässigen «Gesellschafts-Versammlung» mit Informationsaustausch unter den SIA-Mitgliedern eine grosse Bedeutung beigemessen worden. Schliesslich hat eine Ausbildungsinstitution wie die ETH bis 1855 gefehlt. Heute sind digitale Möglichkeiten zur Vernetzung der SIA-Mitglieder gefragt, und wir stellen
im dritten Projekt die gegenseitige Mitgliederkommunikation auf eine neue, zeitgemässe und zukunftsfähige – technische – Grundlage. Und nicht minder wichtig ist viertens das Auswerten und Zusammenfassen von im Arbeitsalltag anfallenden Daten, sei es für den Einsatz in Projekten oder überhaupt bei der Unternehmensführung eines Planungsbüros.
Der SIA wird mit den Leitprojekten der Geschäftsstelle, die sich nun in der Detaildefinition befinden, Bewährtes durch Kombinieren und Einsatz von neuen Möglichkeiten auf eine zeitgemässe Anwendungsebene führen. Genauso, wie Nobelpreisträger Paul Romer vorschlägt, wie sich Firmen und Organisationen entwickeln sollen.