Digitalisierung steht im Fokus praktisch aller Wirtschaftszweige. Ein regelrechter Hype treibt das Thema rasant voran. Im Finanzbereich und im Detailhandel spüren die Unternehmen und Konsumenten die Folgen der Digitalisierung schon seit Längerem: Online-Banking und Online-Handel sind heute selbstverständlich. Ganz anders in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Dort gibt es noch sehr viel zu tun. Eigentlich erstaunlich, gehört die Branche doch zu den wichtigsten in der Schweiz: Jährlich werden weit über 50 Milliarden Franken in Neubauten investiert und etwa gleich viel für die Bewirtschaftung des Gebäudebestandes. Die Branche
beschäftigt über 600’000 Menschen – vom Bau über die Vermarktung, Bewirtschaftung und
den Betrieb bis zur Umnutzung – und trägt mit elf Prozent des BIP wesentlich zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei. All diese Bereiche sind von der Digitalisierung betroffen. Strategien, wie damit im eigenen Umfeld umgegangen werden soll, sind überlebensnotwendig
und müssen rasch umgesetzt werden.

Eine Herausforderung, die besonders schnell angegangen werden muss, ist die Kompetenzerweiterung der Mitarbeitenden. Selbstverständlich bleibt die Fachaus- und Weiterbildung auch im Building-Information- Modeling-(BIM-)Zeitalter eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Berufsverlauf in der Bauwirtschaft. Daneben wird aber die Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit immer wichtiger, um die Vorteile der Digitalisierung und damit von BIM nutzen zu können. Themen wie Prozessverständnis, Schnittstellenübersicht, übergreifendes Denken, Definition von Strukturen, Datenverwaltung, Datenmanagement nehmen künftig an Bedeutung zu. Es ist ganz einfach: BIM kann man nicht kaufen, BIM muss man erlernen. Auch wenn immer mehr Software-Anbieter ihre Produkte unter dem BIM-Label vermarkten – Building Information Modeling ist eine Planungsmethode, die Wissen, Know-how und Erfahrung voraussetzt. Und die man in passenden Aus- und Weiterbildungen studieren muss. Um die Schweiz für die digitale Bauwirtschaft schnell und sicher fit zu machen, ist kurz- und langfristiges Denken gefragt. Kurzfristig benötigen die heutigen Fachleute ein gemeinsames Verständnis für die Digitalisierung ihrer Branche. Langfristig muss die Ausbildung der künftigen Fachkräfte, also der heutigen Lernenden und Studierenden, auf Basis dieses gemeinsamen Verständnisses neu überdacht werden.

In der Schweiz gibt es mittlerweile ein recht umfangreiches Ausbildungsangebot im Bereich BIM. Dieses reicht von Einführungsseminaren, Kurzkursen und Software-Schulungen bis
hin zu Weiterbildungsprogrammen an Universitäten und Fachhochschulen. Jedes dieser Angebote hat einen anderen Fokus und richtet sich an spezifische Zielgruppen. Wichtig ist dabei, dass all diese Angebote die Grundprinzipien einheitlich vermitteln und standardisieren. Hier muss die Schweiz auf internationale Standards zurückgreifen, um nicht nur ein Schweizer Benchmark, sondern internationale Standardisierung zu schaffen. buildingSMART ist als eine Non-Profit-Organisation für die Entwicklung der internationalen openBIM-Standards zuständig.
Die Organisation schafft mit dem Professional-Certification- Programm Klarheit und Transparenz bei der Definition und Anwendung der openBIM-Prinzipien. Das im September 2017 international gestartete Programm wird inzwischen in zahlreichen Ländern wie Deutschland, Norwegen oder England umgesetzt. Seit Januar 2018 arbeitet ein Schweizer Komitee an der Lokalisierung des Programms in der Schweiz. Ein wichtiger Schritt, um die Schweiz fit für die digitale Bauwirtschaft zu machen!

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