Die Zeiten, als grosse Bauvorhaben unter der Oberleitung eines Architekten auf der grünen Wiese hochgezogen wurden, sind schon lange vorbei. Die grüne Wiese ist heute die Ausnahme, weshalb grössere Hochbauprojekte meist in einem äusserst komplexen und für alle Beteiligten herausfordernden Umfeld realisiert werden müssen. In der Regel entstehen die Gebäude mitten im bereits bebauten Gebiet, die Ansprüche der Bauherrschaft sind hoch. Das gilt auch für die Dichte der Vorgaben und Vorschriften. Der Zeitrahmen ist eng, die Finanzen sind knapp kalkuliert, der Nutzer nicht selten noch unbekannt und die Planung oft rollend.
Auf diese hohen Anforderungen muss auch die Planerseite reagieren. Mit dem Generalplaner hat sie ein Modell geschaffen, das genau darauf zugeschnitten ist. Denn der Generalplaner ist kein statisches Unternehmen, sondern wird passend zu den Ansprüchen des jeweiligen Projekts sowie seiner Bauherrschaft massgeschneidert zusammengestellt. In das eng vernetzte Team werden exakt diejenigen Fachplaner und Spezialisten aufgenommen, die es braucht, um die individuelle Bauaufgabe optimal, fristgerecht und innerhalb des vorgegebenen Rahmens umsetzen zu können.
So bilden bei der Planung des Hochschulcampus auf dem Suurstoffi-Areal aufgrund der Anforderungen Holzbauplaner oder Logistik- und BIM-Spezialisten einen wichtigen Baustein des Generalplaner-Teams, während es bei einer anderen Aufgabe vielleicht Fachplaner für Stahlbau oder spezielle haustechnische Anlagen sind.
Das Modell des Generalplaners ist aber nicht nur eine massgeschneiderte Lösung für komplexe Bauprojekte, sondern bringt auch allen Stakeholdern interessante Vorteile: Die Bauherrschaft beispielsweise wird massgeblich entlastet, da sie nicht zahlreiche Planer und Spezialisten selber führen und mit ihnen Verträge abschliessen muss. Denn bei der Beauftragung eines Generalplaners hat sie es mit einem einzigen Ansprech- und Vertragspartner zu tun. Die involvierten Planer wiederum arbeiten unter der Schirmherrschaft des Generalplaners eng zusammen, müssen sich nicht um administrative Dinge kümmern und können sich voll auf ihre Kompetenzen konzentrieren und durch das interdisziplinäre Team diese sogar noch erweitern. Das wiederum verschafft ihnen unter Umständen Vorteile für künftige Aufträge. Und der Generalplaner wiederum ist – im Gegensatz zum klassischen Einzelleistungsmodell unter Führung des Architekten – gegenüber den Fachplanern nicht nur weisungsberechtigt, sondern kann als deren Vertragspartner im Notfall auch Sanktionen aussprechen. Das erleichtert ihm das Eingreifen in heiklen Situationen und erhöht die Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts.
Trotz all dieser Vorteile kommt das Generalplaner-Modell hierzulande leider immer noch viel zu selten zum Einsatz.
Umso erfreulicher ist es, wenn professionelle Bauherren bei Grossprojekten wie dem neuen Campus für die Hochschule Luzern auf einen Generalplaner setzen. Das Baufeld 1 wird deshalb nicht nur architektonisch und bautechnisch Leuchtturmcharakter haben, sondern auch zeigen, dass sich mit dem Generalplaner-Modell Grossprojekte unter hohem Zeitdruck erfolgreich umsetzen lassen. Genau solche Herausforderungen werden künftig bei grösseren und komplexen Bauaufgaben noch wichtiger werden. Wer als Bauherr mit der Zeit geht, wird deshalb für die erfolgreiche, schnelle und effiziente Umsetzung seiner grösseren Bauprojekte künftig auf den Generalplaner setzen.