Wer die Baumaschinenbranche besucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Die Branche der gigantischen Kräne, schweren Baumaschinen und klobigen Asphaltverdichtern protzt mit hohen Wachstumszahlen. Das globale Wachstum ist ungebrochen. Das war auch an der Leitmesse der bauma in München zu beobachten. Trotzdem sind auch hier die neuen Zeichen der Zeit unübersehbar. Es geht ebenso bei den grossen Brummern um nachhaltige Lösungen, die Digitalisierungswelle baut sich auf, und E-Mobilität ist ein Trendthema. Wir präsentieren im folgenden Beitrag Lösungen von der bauma zu diesen Schwerpunkten.
Üblicherweise kämpfen Messen mit Besucherschwund und in Teilen verschwinden sie sogar im Orkus der Geschichte. An der bauma drängten sich dagegen die Massen. Mit über 620’000 Besuchern aus mehr als 200 Ländern hat die bauma 2019, Weltleitmesse für Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräte, das beste Ergebnis ihrer 65-jährigen Geschichte erzielt. Das liegt auch an der zunehmenden Globalisierung der Messe. Hier legten vor allem China, Australien und Japan deutlich zu. Allein aus China kamen über 5 500 Besucher. Der neue Global Player China geht strategisch geschickt vor. An der Solarmesse Intersolar hat er schon vor fünf Jahren vorgemacht, wie man Dominanz in einer Branche erringen kann. Auf jeden Fall wurde mit rund 3 700 Ausstellern aus 63 Ländern auch auf Ausstellerseite eine neue Bestmarke erreicht.
Wir sind an den Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit interessiert. Die Digitalisierung, da waren sich fast alle Aussteller einig, ist auch in der Baumaschinenindustrie ein Megatrend. Sensoren und Kommunikationsschnittstellen zur Erfassung und Auswertung von Daten sind mittlerweile Standard. Generell werden Maschinen und Fahrzeuge sauberer, leiser und effizienter, viele haben unterdessen einen Elektro- oder Hybridantrieb.
Elektrische Lösungen
Vor dem Hintergrund des bahnbrechenden Engagements für die Technologien der Zu
kunft setzt Volvo Construction Equipment (Volvo CE) sein Engagement für «Building Tomorrow» mit der Vorstellung seines ersten kommerziellen emissionsfreien ElektroKompaktbaggers und -Radladers auf der bauma in München um. Es sind die ersten Modelle einer neuen elektrischen Baureihe von Kompaktbaggern und kompakten Radladern von Volvo. Sie sind im Vergleich zu ihren herkömmlichen Pendants frei von Schadstoffemissionen und haben einen deutlich niedrigeren Geräuschpegel, geringere Energiekosten, einen verbesserten Wirkungsgrad sowie einen geringeren Wartungsaufwand. Ab Mitte 2020 wird Volvo CE mit der Markteinführung seiner Reihe von elektrischen Kompaktbaggern (EC15 bis EC27) und Radladern (L20 bis L28) beginnen und in der Folge die Entwicklung neuer dieselbetriebener Modelle dieser Baureihe in Europa einstellen.
Um den ECR25 und L25 zu elektrifizieren, wurden die Verbrennungsmotoren durch Lithium-Ionen-Batterien ersetzt. Der ECR25 ist mit Lithium-Ionen-Batterien und einem Elektromotor ausgestattet, der die Hydraulik antreibt, um die Maschine und die Anbaugeräte zu steuern. Die Batterien der Maschine speichern ausreichend elektrische Energie, um den ECR25 acht Stunden lang in den gängigsten Anwendungen, wie etwa bei Tiefbauarbeiten, zu betreiben. Der L25 verfügt über Lithium-Ionen-Batterien, die einen Betrieb von ebenfalls acht Stunden bei den üblichen Anwendungen der Maschine ermöglichen. Hierzu zählen zum Beispiel leichte Infrastrukturarbeiten, der GaLaBau und die Landwirtschaft. Der L25 verfügt über zwei Elektromotoren – einen für den Antriebsstrang und einen für die Hydraulik. Die Entkopplung der beiden Teilsysteme bewirkt eine höhere Effizienz bei den Systemen selbst sowie bei der gesamten Maschine. Sowohl der ECR25 als auch der L25 verfügen über integrierte Ladegeräte, die ein Aufladen über Nacht über eine normale Haushaltssteckdose ermöglichen. Eine Schnell-Lade-Option, die einen leistungsfähigeren Netzzugang erfordert, wird ebenfalls verfügbar sein.
«Der ECR25 und der L25 sind revolutionäre Maschinen, die das Engagement von Volvo CE für Technologien der Zukunft untermauern», sagt Scott Young, Leiter für den Bereich Elektromobilität und Automation bei Volvo CE. «Da die Maschinen elektrisch betrieben sind, werden keine Partikel, Stickoxide oder Kohlendioxid an die Umwelt abgegeben. Dies und die Tatsache, dass sie extrem leise sind, prädestinieren sie für den Einsatz in Städten und dicht besiedelten Gebieten.»
Grosse Radlader und saubere Motoren
Der Baumaschinenhersteller Atlas Weyhausen ist ein familiengeführtes Unternehmen aus Norddeutschland – das ist eher untypisch in der Branche. Es erweitert seine Modellreihe bei den grossen Radladern. Es kommen neue Typenbezeichnungen, und zur besseren Unterscheidung gibt es zukünftig vier Grössenklassen S, L, XL und XXL.
Die Verantwortlichen haben auch schon mit Hybrid- und Elektrolösungen gearbeitet. Die Ergebnisse waren aber noch nicht überzeugend. Es ist ja auch etwas anders, E-Mobility auf einer glatten Strasse oder in einer unwegsamen Baustelle zu organisieren. Die Verantwortlichen konzentrieren sich daher auf die strengeren Abgaswerte. Im Zuge der Abgasstufe EU Stufe 5 müssen zukünftig alle Dieselverbrennungsmotoren mit einer Leistung über 19 kW mindestens einen Dieselpartikelfilter haben. Das betrifft somit auch fast alle Radladermodelle. Abhängig von der Motorleistung sind aber zukünftig verschiedene Lösungen zur Einhaltung der neuen Abgasstufe vorzufinden. Je nach Motorleistung sind das bei Atlas Weyhausen die technischen Lösungen DOC / DPF oder die Kombination DOC / DPF / SCR.
Die neue Abgasstufe war auch der Auslöser für eine grundsätzliche Entscheidung bei Atlas Weyhausen. Um ganz deutlich zu machen, welches Modell die neue Abgasstufe erfüllt, hat man sich in Wildeshausen (D) entschieden, neue Typenbezeichnungen einzuführen.
Innovative Antriebskonzepte
Liebherr präsentierte im Rahmen seines riesigen Standes mit mehreren Messehäusern innovative Antriebskonzepte für verschiedene Einsatzbereiche. Die Unternehmensverantwortlichen entwickeln kontinuierlich Antriebskonzepte weiter, damit die Firmengruppe auf künftige Anforderungen vorbereitet ist und ihren Kunden Lösungen für das Heute und Morgen anbieten kann.
Die Wahl des jeweiligen Antriebskonzepts hängt vom Einsatzprofil des Produkts ab. Bei härteren Einsätzen mit jährlich hoher Betriebsdauer, wie zum Beispiel auf grossen Erdbewegungs-Baustellen oder im MiningBereich, erscheint der Einsatz von Verbrennungsmotoren, die mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, wahrscheinlicher. Wenn die Reduktion von Abgasen und Lärmemissionen im Fokus steht, sind Maschinen mit alternativen Antrieben gefragt. Welches Antriebskonzept sich für welchen Einsatz und welche Maschine eignet, ist eine Frage der betriebswirtschaftlichen Kalkulation. Die zunehmende Urbanisierung bringt darüber hinaus strenge Abgasnormen mit sich, welche den innerstädtischen Einsatz von Fahrzeugen und Maschinen betreffen.
An der bauma 2019 zeigte Liebherr Lösungen wie die neue elektrisch angetriebene Fahrmischer-Baureihe ETM, die elektrisch angetriebene Stationär-Betonpumpe, elektrisch betriebene Umschlagmaschinen, die XPower-Radlader mit leistungsverzweigtem Fahrantrieb, einen diesel-elektrisch betriebenen Mining-Truck sowie einen 100-prozentig elektrischen Miningbagger und das weltweit erste mit Akku betriebene Grossdrehbohrgerät.
Weltmeister der Verschalung
Mit dem Doka Campus präsentierte Doka ein neues Messekonzept, das ganz nach
den Kriterien Kundennähe, Authentizität und Baustellenflair gestaltet wurde. Mit den drei Themenwelten «Produkt», «Projekt» und «Komponenten» wurden nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen abgeholt, sondern auch Grossprojekt-Kunden, die besonders die Engineering- und Beratungskompetenz von Doka schätzen.
Sieben Tage lang begeisterte Doka mit Schalgeschwindigkeit und Qualität in einer neuen Dimension und begrüsste Besucher aus der ganzen Welt – von Kanada über Chile bis hin zu Afrika und Australien.
Auch die Freifläche am Doka Campus wurde zu einem echten Treffpunkt der Schalungsbranche. Ein absoluter Hit dort und einzigartig auf der bauma waren die Welt- und Vizeweltmeister des internationalen Lehrlingswettbewerbs World Skills 2015. Zwei Mitarbeiter der Strabag – beides Niederösterreicher, Michael Haydn aus Loosdorf bei Melk und Alexander Hiesberger aus St. Leonhard am Forst – konnten den ersten Platz und somit den Weltmeistertitel heimholen. Vier Mal täglich traten sie am Doka Campus gegen die Zeit an und toppten von Tag zu Tag ihre eigene Leistung – 25 Quadratmeter Frami wurden in der Rekordzeit von 7:45.22 Minuten geschalt.
Digitalisierung des Strassenbaus
Vom Rohstoffproduzenten über das Mischwerk, den Transport bis zur jeweiligen Baustelle, den Einsatz der unterschiedlichsten Maschinen bis hin zur Koordination der einzelnen Professionen. Auch die Digitalisierung des Strassenbaus umfasst fast die gesamte Wertschöpfungskette. Auch der Durchführungsprozess im Strassenbau besteht aus mehreren Teilprozessen, welche den Ablauf von der Mischproduktion bis hin zur Qualitätsprüfung abdecken. Mit seiner 360-Grad-Prozesssteuerung ermöglicht der Anbieter Q Point, die Informationen des kompletten Bauwerksprozesses in den Strassenbau einzubringen. So verarbeitet Q Asphalt-Daten aus allen 31 Teilprozessen des Bauwerks dynamisch.
Durch die Prozessoptimierungen ergeben sich zahlreiche Vorteile für beteiligte Unternehmen und deren Mitarbeiter / innen. Sehr gut illustrieren lässt sich das Potenzial der möglichen Verbesserungen am Beispiel des Asphaltstrassenbaus, bei dem es sofort zu Einsparungen von bis zu 20 Prozent gegenüber herkömmlichen, analog durchgeführten Bauprozessen kommen kann. Diese Einsparungen ergeben sich zu einem Grossteil aus der Vermeidung von Ressourcen- und Zeitverschwendung. Die Transparenz der einzelnen Bauprozesse sorgt dafür, dass unterschiedliche Zulieferer und beteiligte Firmen ihre Aktivitäten optimal aufeinander abstimmen können. So werden Leerwege vermieden, Lagerhaltungskosten gesenkt und Arbeitszeit sinnvoll eingesetzt. Und das ist auch gut für die Umwelt. Denn so können sich alle am Bauprozess beteiligten Firmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf wesentliche und wirklich notwendige Schritte konzentrieren. Das schont Ressourcen, und die Qualität der abgelieferten Arbeit kann ganz allgemein erhöht werden.
Digitale Baustellendokumentation
Zur Softwarelösung gehört aber auch die Hardware, die mit der Digitalisierung auf Augenhöhe agieren kann. Auf der bauma präsentierte der Strassenfertiger-Hersteller VÖGELE seine aktuellen Entwicklungen rund um die digitale Baustellen-Dokumentation und Software-basiertes Prozessmanagement. Mit der neuesten Innovation, WITOS Paving Docu, ergänzt der Weltmarktführer zwei seiner bisherigen Baustellen-Lösungen: das kontaktlose Tempe
ratur-Messsystem RoadScan, mit dem sich die Einbautemperatur flächendeckend überwachen lässt, und die Telematiklösung WITOS Paving Plus, mit der sämtliche Prozesse von der Mischanlage bis zum Einbau in Echtzeit koordiniert und aktiv optimiert werden können. WITOS Paving Docu setzt genau dazwischen an: Die Lösung richtet sich speziell an Bauunternehmen, die über die Einbautemperatur hinaus zusätzliche Daten erfassen und auswerten möchten, aber nicht den vollen Umfang von WITOS Paving Plus inklusive Prozessoptimierung benötigen. Bauleiter und Poliere können mit WITOS Paving Docu Aufträge ohne vorherige Planung direkt auf der Baustelle starten und so zahlreiche Fertiger- und Einbaudaten wie Arbeitsbreiten, Einbaugeschwindigkeit und -stopps sowie die effektive Einbauzeit aufzeichnen. Zudem lassen sich Lieferscheine per QR-Code scannen oder manuell erfassen und kontinuierlich Einbauflächen, -mengen sowie Flächendichten errechnen. Am Ende eines Einbautages werden Baustellenreports automatisiert per E-Mail an ausgewählte Empfänger versendet. App und Fertiger sind dabei per WLAN miteinander vernetzt, sodass der Informationsaustausch zwischen der Maschine und dem Smartphone des Poliers auch ohne Mobilfunkverbindung funktioniert. «WITOS Paving Docu ist eine äusserst praktische und verlässliche Lösung, wenn es um eine schnelle, unkomplizierte und gleichzeitig umfangreiche Dokumentation einer Baustelle geht», sagt Dr. Stephan Weller, Leiter Softwareprodukte bei VÖGELE. «Sie eignet sich ideal für kleinere oder mittlere Baumassnahmen, bei denen zwar eine exakte Datenerfassung gefragt, aber keine aktive Prozessoptimierung vor Ort erforderlich ist.»
Neues Isoliermaterial
Mit besonderem Augenmerk auf die Gewichtsreduzierung präsentierte Schmitz Cargobull eine weiterentwickelte ThermoIsolierung für die Stahl-Rundmulde. Um möglichst hohe Nutzlast zu bieten, wurde die Thermo-Isolierung für die Stahl-Rundmulde SR nochmals optimiert. Das innovative Isoliermaterial hat ein geringes Mehrgewicht ab zirka 310 Kilogramm und bietet somit eine robuste und gleichzeitig nutzlastoptimierte Transportlösung.
Durch die Neugestaltung des Aufbaus der Isolierung, bei dem das Isoliermaterial und das Aussenblech nicht mehr miteinander verbunden sind, wird eine segmentierte Isolierung der Seitenwand möglich. Der Vorteil: Bei Beschädigung, zum Beispiel durch seitliches Anfahren von Radladern, können die einzelnen Segmente einfach ausgetauscht werden. Als Isoliermaterial kommt ein flexibler und hoch effizienter Dämmschaum auf organischer Basis mit sehr guten akustischen und thermischen Dämmeigenschaften zum Einsatz. Herausragende Merkmale, wie die hohe Temperaturbeständigkeit und das sehr geringe Raumgewicht, kennzeichnen dieses Leichtgewicht unter den Isolierungen. Ein weiterer Vorteil des segmentierten Aufbaus ist die einfache Demontage der Isolierung vor Schweissarbeiten in der Mulde (zum Beispiel dem Einschweissen eines Verschleissbleches), sodass eine Beschädigung des Isoliermaterials vermieden wird.
Die bauma ist vom 4. bis 10. April 2022 auf dem Münchner Messgelände.
www.bauma.de
www.cargobull.com
www.doka.com
www.q-point.com
www.liebherr.com
www.voegele.info
www.volvoce.com/switzerland/de-ch/robert-aebi
www.weycor.de