Das komplexe Stichwort Wohnkultur mit spannenden und passenden Inhalten zu füllen, beinhaltet nicht nur eine Herausforderung. Gestaltung, Ausstattung und Atmosphäre sind die Zutaten, die sich zu einem stimmigen Bild entwickeln. Dazu braucht es hohes Einfühlungsvermögen, handwerkliche Kunst und Beraterkompetenz. Der Bogen der Geschmacksrichtungen ist dabei weit gespannt. Er reicht von einer nüchternen Office-Lösung bis zum barocken Charme eines Landhausstils. Wir sprachen dazu mit Benjamin Zbären, dem Geschäftsführer der Zbären Kreativküchen AG.
Es gibt ein berühmtes Zitat von Winston Churchill: «Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.» Kann man dies aus Ihrer Sicht auch umgekehrt formulieren? Nur wer eine gute Küchenatmosphäre zur Verfügung hat, bei dem besteht die Chance auf kulinarische Höhepunkte?
Nein, nicht unbedingt. Wer keinen Spirit und kein Wissen beim Kochen mitbringt, dem nutzt auch die teuerste Küche nichts. Man kann auch in einer sehr einfachen Küche zaubern. Auch mithilfe eines klassischen Lagerfeuers kann gut gekocht werden. Aber es hilft natürlich, wenn die technische Hardware, die Werkzeuge professionell aufgestellt sind und die Atmosphäre stimmig ist. Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist es einfacher, zum Ziel zu kommen.
Nähern wir uns der Philosophie Ihrer Küchen und der Innenraumgestaltung
an, die ja in einem gehobenen Segment angesiedelt sind. Passt hier die Überschrift Luxus?
Heute, in diesen speziellen Zeiten einer Pandemie, verschiebt sich die Bedeutung von Luxus. Es geht weniger um barocken Luxus oder Bling-Bling, sondern um die Realisierung einer stabilen Einrichtung, die mir Sicherheit vermittelt und in die Umgebung meines Hauses passt. Es geht um Rückzugsräume. In diesem Rahmen gibt es dann aber sehr viele individuelle Lösungen, auch was die konkrete Ausgestaltung des Stichwortes Luxus betrifft. Für uns hat jede Küche ein Alleinstellungsmerkmal. Das geht auch nur, da wir nur auf handgefertigte Lösungen aus dem Berner Oberland setzen. Wir selbst thematisieren
das Wort nicht, sondern sprechen eher nüchterner von massgeschneiderten Lösungen. Ob das für den Kunden dann Luxus ist, interessiert uns weniger. Für mich sind beispielsweise massgeschneiderte Anzüge und Schuhe Luxus, für andere aber nicht.
Kommen wir zu den Materialien. Ganz oben auf der Agenda steht da bei Ihnen das Thema Holz, oft sehr altes Holz. Wer Ihre Produktionsräume besucht, kann Holz atmen. Das ist wie in einem Wald. Um was für Holz handelt es sich denn?
Wenn wir von altem Holz sprechen, ist es vorwiegend Fichte, Kiefer und Eiche. Dabei
kommt es immer auch auf aktuelle Trends an. Eiche ist aktuell ein Highlight. Bei einem klassischen Landhausstil kommt aber die gut gelagerte heimische Fichte zum Zug, die in unserem Tal beheimatet ist.
Wie sehen die Produktionsschritte aus?
Die Bäume werden gefällt, eingeschnitten und dann getrocknet. Hier bringen wir viel
Zeit mit.
Das ist in unseren hektischen Zeiten ein begrüssenswerter Gegentrend.
Wie kommt dann das alte Holz mit sehr neuen Materialien zusammen? Entstehen
hier produktive Spannungsfelder?
Es geht immer um ein spannendes Zusammenspiel von Materialien, die sich ergänzen
oder auch reflektieren. Das kann dann auch eine auf den ersten Blick schwierige Mischung
aus sehr modernem gebürstetem Aluminium mit sehr altem Holz sein, das mit einem Vintage-Look daherkommt und scheinbar Patina angesetzt hat.
Viele Lösungen Ihres Hauses wirken auf mich sehr massiv. Das hat ja auch zwei Seiten. Einerseits wirkt es sehr hochwertig und stabil, andererseits fühlt sich die Betrachterin oder der Betrachter fast optisch erschlagen.
Es kommt hier immer auf die unterschiedlichen Zusammenhänge an. Zum Beispiel spielt es eine Rolle, wo das Haus, in dem die Lösung realisiert wird, steht. In einem urbaneren Raum wird man meist eine leichtere Atmosphäre im Penthouse-Stil schaffen als in einem Chalet am Meer oder in einem Waldgebiet.
Wir haben zum Beispiel einige Lösungen in Monaco realisieren dürfen. Dort geht es trotz beachtlicher finanzieller Ressourcen immer um einen begrenzten Raum in einer sehr verdichteten urbanen Stadt. Hier muss man alles andere als mit Massivität überzeugen.
Welche Rolle spielen Licht, Farben und Stil-Elemente wie Vorhänge? Brechen
sie beispielsweise den gewollten massiven Eindruck?
Wir sprechen hier immer von einem Gemeinschaftswerk mit dem Kunden. Oft kommen dann auch externe Partner wie ein Innendekorateur zum Zug. Aber zunächst unterbreiten wir dem Kunden auch hier Vorschläge, diese werden dann diskutiert und dann finden wir eine Lösung. Dabei müssen alle Beteiligten ihr Handwerk verstehen und zusammen und nicht nebeneinander arbeiten. Es geht nicht nur um die Küche alleine. So sollten beispielsweise Böden oder Decken in der gesamten Wohnung optimal miteinander kommunizieren.
Es gibt grundsätzlich zwei Vorgehensweisen. Entweder agieren alle Beteiligten in einem klar vorgegebenen Rahmen oder es geht von Anfang an um individuelle Lösungsschritte. Bei uns ist die zweite Variante mehr verbreitet.
In der Situation einer Pandemie ist ein edler Innenraum nicht nur ein Wohn-, und Erlebnisraum, sondern auch ein Schutzraum.
Die Leute können aktuell nicht mehr nach aussen in Restaurants oder Bars. Diese Aufgaben muss jetzt das Zuhause übernehmen und das machen wir gerne. Auch wenn die Pandemie abflacht, bleibt das stabile Zuhause ein wichtiger gesellschaftlicher Trend.